Brasilien gibt Real frei

■ Währung freigegeben, Kapitalflucht gedämmt. Deutsche Exporte eingebrochen

São Paulo/Wiesbaden (rtr/AP) – Brasiliens Zentralbank hat gestern den Wechselkurs des Real freigegeben. Die Notenbank kündigte aber an, in die Kursbildung einzugreifen, um zu große Schwankungen zu stoppen. Bereits am Freitag hatte sie nach vier Jahren die Stützung des Wechselkurses aufgegeben. Der Kurs des Real gab nach der Ankündigung um 2,72 Prozent auf 1,47 Dollar nach.

Die Notenbank hatte am Freitag auf Eingriffe in den Devisenmarkt verzichtet, nachdem der Real aus dem Wechselkursband zum Dollar ausgeschert war, und das Band wenig später aufgegeben. In der letzten Woche hatte der Real zum US-Dollar 15 Prozent an Wert verloren. Die achtgrößte Volkswirtschaft der Welt leidet unter Schulden und Kapitalflucht. Am Freitag flossen jedoch wegen der Kursfreigabe weniger Devisen ab: 321 Millionen Dollar nach 1,793 Milliarden am Donnerstag.

Von der Finanzkrise ist auch die deutsche Exportwirtschaft betroffen. Das Statistische Bundesamt teilte gestern mit, der 1993 eingeleitete Boom des Exports nach Brasilien sei „vorerst zu Ende“. Der Anteil an den deutschen Ausfuhren hat sich von 0,4 Prozent 1992 auf 1,0 Prozent 1997 gesteigert. Damit rückte Brasilien unter den Abnehmerländern vom 37. auf den 22. Rang vor und ist damit so wichtig wie Portugal.