: Bahnfabrik entgeht angekündigter Schließung
■ Rettung für Adtranz-Bahnfabrik durch Kooperation mit Schweizer Unternehmen
Knapp scheint die Berliner Verkehrsindustrie einem Aderlaß zu entgehen. Der Adtranz-Konzern in Hennigsdorf bei Berlin prüft, ob er sein zur Schließung vorgesehenes Werk mit 350 Beschäftigten in ein Gemeinschaftsunternehmen einbringen kann. Die unternehmerische Führung würde dann bei dem mittelständischen Betrieb Stadler Fahrzeuge AG (Bussnang/ Schweiz) liegen.
Die Ankündigung von Adtranz, einer Tochter von Daimler-Benz und ABB, seine Fabrik für die Herstellung von Zügen abzuwickeln, hatte im vergangenen Jahr zu heftigen Protesten geführt. Mit großer Anstrengung sucht der Berliner Wirtschaftssenator seitdem nach einer Lösung. Nicht nur Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, sondern auch das vom Senat propagierte Image der Stadt als „Metropole der Verkehrsindustrie“.
Stadler und Adtranz verhandeln nun darüber, rund 200 Jobs am Standort im Berliner Bezirk Pankow zu erhalten, wo in Zukunft vor allem Spezialfahrzeuge für den Bahnbau hergestellt werden sollen. Gut 100 Beschäftigte sollen ins Adtranz-Hauptwerk nach Hennigsdorf übersiedeln. Der Betriebsrat äußerte sich gestern „sehr erfreut“ über die Entwicklung, gab aber zu bedenken, daß auch in Hennigsdorf Stellen reduziert werden sollen. Die Zukunft der Beschäftigten sei also noch nicht gesichert.
Ähnlich der in Berlin ansässigen Verkehrssparte des Siemenskonzerns befindet sich auch Adtranz in einer schweren Krise. Das Unternehmen mit rund 23.000 Beschäftigten weltweit macht massive Verluste, wodurch seine Inhaber für 1998 bis zu 700 Millionen Mark nachschießen müssen.
Allein in Deutschland sollen deshalb rund 1.400 der 7.400 Jobs vernichtet werden. So kam auch die Entscheidung zustande, das hochmoderne, erst 1997 mit großem Brimborium eröffnete Werk nach weniger als zwei Jahren wieder zu schließen. Hannes Koch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen