Klassische Formen, häßliche Spuren

Zigarren sind wie Wein: Je dunkler, desto kräftiger schmeckt eine Zigarre in der Regel. Wenn sie frisch geraucht werden, finden sich aber auch unter den hellen vollmundige Sorten. Die Deckblätter und Einlagen lassen sich circa 150 verschiedenen Farbstufen zuordnen. Auguste Renoir suchte seine Brauntöne in der ganzen Skala der Corona. So nämlich heißt ein Format: runder, geschlossener Kopf, gerader Körper, das Brandende gerade abgeschnitten. Neben dieser besonders klassischen Silhouette gibt es die bauchigen (kühlen den Rauch schön ab), die schlanken (etwa die flott wirkende Panetela), die kurzen und langen Formen, die spiralig und gerade gedrehten.

Davidoff,Romeo y Julieta,Montecristo und Cohiba sind die berühmtesten unter ungezählten Sorten. „Die Zigarre muß wie die Pfeife dem Körperbau entsprechen“, fand der Maler Kees van Dongen. Zigarren aus Kuba gelten immer noch als die Königinnen, aber fast die ganze Karibik bringt heute vorzügliche Smokes hervor, vor allem die Dominikanische Republik. Deutsche Raucher schwören allerdings auf milde Sumatras. Noch eine Gemeinsamkeit mit edlen Tropfen: Eine gute Zigarre wird „komponiert“, und zwar unter den Gesichtspunkten Tabaksaat, Klima und Boden, dem richtigen Trocknen und Gären, Mischen und perfekten Lagern.

Wie aber raucht man so ein sorgsam gefertigtes Stück? Anders als die Zigarette hält man die Zigarre zwischen Daumen und Zeigefinger. Wichtig: Mit einem Streichholz anzünden – Benzin oder Gas verpesten den Tabakgeschmack. Die Asche erstklassiger Zigarren ist stahlgrau. Kenner streifen die Asche nicht ab, sondern warten, bis sie sich von selbst löst. Jenseits des zweiten Drittels lassen sie die Zigarre erlöschen. Sie im Aschenbecher auszudrücken bringt nur häßliche Spuren. Kalte Zigarren stinken unbestreitbar – ihre Überreste sollte man also rasch und diskret hinausschaffen, und dann bloß nicht gleich zur nächsten greifen! Denn wie schon Zino Davidoff sagte: „Der Raucher muß jederzeit Herr über seine Gelüste, seine Genüsse und seine Nerven bleiben.“

Perfekten Genießern empfahl er einen Kellervorrat von vierhundert bis tausend Zigarren in fünfzehn bis vierzig Kisten. Fünfzig wohlsortierte Zigarren, so der Genfer Tabakzar, sollten stets rauchbereit bei siebzig Grad Luftfeuchtigkeit in der Humidorbox liegen. Nach spätestens fünf Jahren schmeckt aber auch die gepflegteste Corona nicht mehr. Da endet die Verwandtschaft mit den edlen Tropfen. fs