Geraubter Verstand

■ „Tankstelle der Verdammten“: Georg Ringswandls wahrlich „schrottiges Rockmusical“ gastiert in der Fabrik

Was für Erwartungen kann man an ein Stück haben, das Tankstelle der Verdammten heißt? Was hat man darunter zu verstehen, wenn es in diesem Stück um ein „paar Typen geht, denen es immer irgendwo naß reingeht?“ Wie soll man auf ein Musical schimpfen, das als Schrottmusical angekündigt wird?

Fragen über Fragen. Das „schrottige Rockmusical“ von dem Herzspezialisten aus Garmisch, Dr. med. Georg Ringsgwandl, hat schon ganz anderen den Verstand geraubt, oder wie kommt man sonst zu Überlegungen wie: „Ist Ringsgwandl der erwartete Arzt am Scheideweg des Theaters?“ Bei der Fassung, die derzeit in Hamburg zu sehen ist, spielt der Doktor gar nicht mit. Durch die Stadt kursierende Pressefotos von der Münchner Inszenierung haben in diesem Punkt für Verwirrung gesorgt. Die Rolle des Chuck, die Ringsgwandl an den Münchner Kammerspielen gespielt hat, übernimmt in der Neuinszenierung von Till Stief Tom Mega. Er mimt den gescheiterten Gitarristen, der der Mutter die Wohnung unterm Hintern wegzieht, um es sich dort mit seiner Freundin Angie gemütlich zu machen; der bei seinem Kumpel Tino an der Tankstelle rumhängt und Ärger mit dem Chef anfängt; der ihm dann wiederum die Frau ausspannt. Zum Schluß stirbt Chuck an Herzversagen.

Tom Mega spielt die Rolle okay, mit ein paar mehr Geschichtausdrücken könnte er allerdings schon aufwarten. So ist es immer: Jacke aus, Jacke an, Unterlippe vor, Unterlippe zurück. Außerdem zeigt er stolz sieben Arten, eine Bierflasche zu öffnen, und macht es noch nicht mal mit den Zähnen. Dagegen wirklich mäßig ist Hans Niklos, der den Tino gibt. So ausdruckslos wie der über die Bühne stolpert, nimmt man ihm nicht ab, daß er mal bessere Zeiten hatte. Ansonsten ist die Besetzung passend, die Musik banal und das Stück – naja, wer's mag, der schaut es sich halt an.

Britta Peters

heute und morgen sowie Di, 2. bis Do, 4. Februar, 20 Uhr, Fabrik