Die Viererbande gibt sich einig

Bei der SPD-Fraktionsklausur inszeniert das neue Führungsquartett Geschlossenheit. Walter Momper schlägt dennoch eine kühle Stimmung entgegen  ■ Aus Weimar Dorothee Winden

Die Inszenierung ist perfekt. In der rauchgeschwängerten Ilmklause in Weimar quetscht sich das SPD-Führungsquartett auf die Eckbank: Spitzenkandidat Walter Momper neben Fraktionschef Klaus Böger, beide flankiert von Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing und dem künftigen SPD-Parteichef Peter Strieder. Alle vier rauchen Zigarillos und sitzen einträchtig beim Bier zusammen. Zelebriert wird die Geschlossenheit der Führungsspitze. Doch als die Fotografen das Motiv zur Genüge abgelichtet haben, greift Böger wieder zu seiner Pfeife und Strieder zündet sich eine seiner dicken Zigarren an.

Bei der dreitägigen Klausurtagung der SPD-Fraktion in Weimar war die Führungsspitze am Wochenende sichtlich um Einigkeit bemüht. Und doch ist das Eis dünn, auf dem man sich bewegt. Momper und Böger brechen zum Spaziergang durch Weimar auf. Das ZDF braucht Bilder. Fragt man Böger später, wie der Spaziergang war, gewinnt man nicht gerade den Eindruck, als sei es zu tiefschürfenden Gesprächen gekommen. „Das war ein PR-Termin“, sagt Böger knapp.

Die Fraktion macht es Momper nicht gerade leicht. Dabei hat er in seiner Antrittsrede den Abgeordneten die Referenz erwiesen. Seine Botschaft: Ich bin einer von euch und ich brauche euch. Keine Spur von Siegerpose. Dennoch schlägt Momper eine unterkühlte Stimmung entgegen, die sich auch gegen Ende der Klausurtagung nur wenig erwärmt hat. Dabei ist er schon bei der gemeinsamen Zugfahrt nach Weimar von Abteil zu Abteil gegangen und hat das Gespräch mit den Abgeordneten gesucht. „Er ist als geläutertes Schaf zur Herde zurückgekehrt“, meint eine Abgeordnete. „Aber noch wird abgetastet: Hält er, was er verspricht?“

Momper gehört nicht so recht dazu an diesem Wochenende, oft tigert er allein und ein wenig grantig durch die Gänge. Die Reserviertheit der Abgeordneten, die bei der Urwahl ganz überwiegend Böger unterstützt hatten, werde sich noch legen, heißt es zuversichtlich. Doch vorerst hat Momper kaum Verbündete in der Fraktion. Nur mit Klaus Wowereit, dem haushaltspolitischen Sprecher, der neben Momper auf dem Präsidium sitzt, berät er sich intensiv und freundschaftlich. Böger-Unterstützer Wowereit kennt Momper noch aus den gemeinsamen Juso- Zeiten. Das verbindet. Beim Parteitag, so die verbreitete Erwartung, könne der Spitzenkandidat aber mit kräftigem Beifall rechnen.

Momper ist im Führungsquartett eingebunden. Auch künftig wollen die vier ihre Positionen eng miteinander abstimmen. Das geflügelte Wort vom Quartettmanagement macht die Runde, eine Anspielung auf Strieders Quartiersmanagement, das Stadtteile vor dem Umkippen bewahren soll. Von einer „Viererbande“ spricht gar Strieders Staatssekretär Hans Stimmann. Der Vergleich mit Maos gescheiterter Kulturrevolution veranlaßt Böger zu einer kleinen Spitze gegen Momper: „Die Stellvertreter überleben.“

Böger spricht lieber von „den glorreichen Vier“, eine Anspielung auf einen Film mit dem glatzköpfigen Yul Brunner in der Hauptrolle, der eigentlich „Die glorreichen Sieben“ heißt. Mompers Glatze erfreut sich hingegen auch in Weimar ungebrochener Popularität. „Den kenn' ich doch aus dem Fernsehen“, sagt ein schlecht rasierter Stammgast der Ilmklause. Er kann es kaum glauben, daß es wirklich Momper ist. Der bekennende CDU-Wähler hat allerdings Probleme, sich an den Namen zu erinnern. „Mompf, Mompfer hieß der doch, oder?“