Körperliche Ausprägung der Persönlichkeit

■ In ihrer Tanzperformance Permanent prints – skin. bones. nerves fragt die portugiesische Choreographin Angela Guerreiro nach der Herstellung von Identität

Wer bin ich? Wo komme ich her? Und: Wer ist Marilyn Manson? Identität ist das Thema von Angela Guerreiros neuem Tanzprojekt Permanent Prints – skin. bones. nerves. Die gebürtige Portugiesin, die seit fünf Jahren in Hamburg lebt und schon durch eine Reihe beeindruckender Tanzperformances auf sich aufmerksam gemacht hat, schuf gemeinsam mit ihren langjährigen Kollegen Cristina Moura, Aloisio Avaz und Marc Rees eine dreiteilige Choreographie – zwei Solos und ein Duett – um die Frage, wie Identität entsteht, wie sie sich verändert und wovon sie beeinflußt wird. Wobei das Sprechen über Identität im Singular eigentlich in die falsche Richtung weist. Denn Identitäten sind etwas fließendes, bestehen gleichzeitig wie bei der Pop-Ikone Manson und lassen sich von heute auf morgen wechseln wie bei Madonna.

Arbeitsgrundlage für Guerreiros Identitätsbefragung war eine sehr persönliche Auseinandersetzung der Tänzer und Tänzerinnen mit ihrem jeweiligen kulturellen Hintergrund und seinen ethnischen, sexuellen und geschlechtsspezifischen Prägungen. So geht es in dem Solo des Walisers Marc Rees viel um (Homo-)Sexualität, Guerreiro selbst tanzt das Duett mit der Brasilianerin Cristina Moura. Beide sind dunkelhäutig, so daß ihr Tanz auch das identitätsstiftende Potential der Hautfarbe in Zweifel zieht. Einfach nur eine „private Performance“ der einzelnen Tänzer zu zeigen, sei aber nicht ihr Ziel gewesen, beschreibt Guerreiro ihre Haltung als künstlerische Leiterin. Vielmehr gehe es ihr darum, über den privaten Zugang hinaus nach etwas verallgemeinerungswürdigem zu suchen.

Daß die Gruppe um Guerreiro für eine gelungene Formfindung komplexer Zusammenhänge alle Voraussetzungen erfüllt, bewies sie mit ihrer erfolgreichen Kampnagel-Inszenierung Be nice or leave. Thank you. Auch hier hatte Guerreiro ein schwer tanzbares Sujet als Herausforderung gewählt. Das Stück handelte von der Situation von Obdachlosen, ohne das Elend auf der Straße zu reproduzieren.

Britta Peters

Premiere: Samstag, 30. Januar, 19.30 Uhr, Kampnagel, k1