„Klinsmann gehört zu Walter, Seeler, Beckenbauer“

■ Jürgen Sparwasser widerspricht Netzer und stellt Klinsmann neben die drei Ehrenspielführer

Berlin (taz) – Jürgen Sparwasser hat Günter Netzer widersprochen. „Jürgen Klinsmann gehört in eine Reihe mit Walter, Seeler und Beckenbauer“, sagte der Vorsitzende der Vereinigung der Vertragsfußballer (vdv) der taz. Der ehemalige Profifußballer Netzer hatte gestern in seiner Sport-Bild- Kolumne schreiben lassen, Klinsmann sei einer „wie etliche andere“ und gehöre „nicht in den Fußball-Olymp“ zu den drei Ehrenspielführern. Er kann die Weigerung des DFB, sich bei dem langjährigen Vorzeigespieler und Kapitän mit einem Abschiedsspiel zu bedanken, „gut nachvollziehen“.

In seiner Argumentation benutzt Netzer den in den Springer- Blättern üblicherweise verwendeten „Abzocker“-Vorwurf: Während Walter „einer der charakterlich einwandfreisten Menschen“ sei, Seeler ein „Pfundskerl“ und Beckenbauer ein „Fußball-Ästhet“, habe der Fußballprofi Klinsmann „gewütet“ und „alle Möglichkeiten genutzt“, in dem Bestreben, sein „Geld zu vermehren“.

vdv-Präsident Sparwasser hatte für ein DFB-Abschiedsspiel plädiert mit dem Hinweis auf die den Verdiensten der drei Ehrenspielführer gleichwertigen Leistungen Klinsmanns. „Ich sehe die 108 Länderspiele, und ich sehe, was Klinsmann in seiner Glanzeit Hervorragendes geleistet und was für wichtige Spiele er für den deutschen Fußball entschieden hat“, sagte Sparwasser gestern. „Er gehört in

Einer wie Fritz, Uwe und Franz: Jürgen Klinsmann Foto: AP

die Kategorie dieser Ehrenspielführer.“

Auch in der Frage des Charakters unterscheiden sich Sparwassers Beobachtungen von den Positionen Netzers: „Klinsmann hat nicht sein Ego in den Vordergrund gestellt, sondern sich für die Solidargemeinschaft der Fußballer eingesetzt.“ Klinsmann, einfaches vdv-Mitglied und als DFB-Kapitän höchstrangiger deutscher Fußballer, habe „immer die Interessen des gesamten Fußballs“ gesehen.

Jürgen Sparwasser (50) bestritt 53 Länderspiele. Beim WM-Spiel 1974 in Hamburg erzielte er das entscheidende 1:0 für die DDR – allerdings erst, nachdem Netzer (54) in das DFB-Team eingewechselt worden war. Peter Unfried