Sparsame KOPs anfassen!

■ Polizeireform: Kripoleute gehen in die Reviere, Kontaktbeamte ins Milieu / Kurz: Polizei schafft „Ordnungshüter zum Anfassen“

„KOP“ wird das fleischgewordene Beispiel für die neue Polizei in Bremen heißen. Der Kontaktpolizist, auch „Ordnungshüter zum Anfassen“ oder „Beamter mit dem Ohr am Bürger“ gerufen, soll sich in den Milieus aufhalten, Sicherheitsgefühle wecken, möglichst schon vorher wissen, wann es in der notorischen Trinkerfamilie wieder kracht, und wenn bei Omi eingebrochen wurde, guckt er ein paar Tage danach noch einmal, ob der Schock überwunden ist. KOPs – eine erprobte und jetzt auch in Walle in einem einjährigen Feldversuch getestete Institution. Doch wo kommen die Leute her, die sich die Füße plattlaufen? Im Zuge einer umfassenden Umstrukturierung des Polizeiwesens findet derzeit bei der Bremer Polizei ein großes Stühlerücken statt. Führungsebenen werden abgebaut, Personal „aus der Etappe in die Fläche“ verschoben, d.h.: Schreibtischjobs werden eingedampft, Beamte als Dienstleister rücken uns, den Kunden, in der Tat körperlich näher. Und jedes einzelne Polizeirevier wird eine Art profit center, mit eigenem Haushalt, mit Jahresbilanz und mit einem vitalen Interesse an Sparsamkeit.

„Polizei Bremen“ heißt seit dem ersten Januar die neue Behörde im Polizeihaus am Wall. Bremen hat jetzt eine sogenannte Landespolizei, in der die alten Verwaltungseinheiten Polizeipräsidium, Wasserschutz- und Bereitschaftspolizei zusammengefaßt sind. Schönheitsfleck: Bremerhaven macht nicht mit, die dortige Polizei will unabhängig bleiben und stellt die bundesweit letzte kommunale Polizeibehörde dar.

Ungewohntes Denken muß jetzt in alle Hierarchieebenen einziehen: Die Polizeibeamten müssen ab sofort mit einem Budget und einem festen Personalbestand auskommen. Am Jahresende wird bilanziert. Dabei dürfen „Gewinne“, die man z.B. durch zeitiges Abdrehen der Heizung und autoschonendes Fahren der Streifenwagen macht (oder durch Nichtbesetzen einer freigewordenen Stelle) eigenständig „reinvestiert“ werden. Plötzlich darf sich eine Wache die langersehnten Laptops zulegen.

35 von gut 400 Kripobeamten werden in die Reviere versetzt, wo die Kleinkriminalität schnell und auf kurzen Dienstwegen bearbeitet werden soll. Künftig sollen 80 Prozent der angezeigten Delikte im aufgewerteten Revier (das demnächst Kommissariat heißen möchte) bearbeitet werden (bisher: 35 Prozent). Man wird also sogar jemanden von der Kripo zum Anfassen haben. Derweil latschen draußen insgesamt 68 KOPs durch die Gemeinde, die auf 18 Reviere verteilt werden. Die stellen Polizeipräsenz her.

Noch stehen viele Neuerungen nur auf dem Papier. Polizeipräsident Rolf Lüken konnte gestern anläßlich der öffentlichen Präsentation seiner neuen Polizei Unmut über die Langsamkeit der Polizeireform verstehen: „Das dauert mir auch viel zu lang.“ Doch noch ist nicht einmal klar, ob die KOPs-Jobs wie geplant im gehobenen Dienst angesiedelt werden können. Eine neue Errungenschaft jedoch ist schon wirksam: Es werden ab sofort Führungskräfte nach einem anforderungsorientierten Führungskräfteauswahlsystem ausgesucht. Man ahnt schaudernd, wie bisher ausgesucht wurde. BuS