Gysi soll nicht predigen

■ Kritik an geplantem Auftritt in Weimar. PDS-Fraktionschef will trotz der Proteste reden

Weimar (AP/taz) – Eine geplante Laienpredigt des PDS- Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Gregor Gysi, im September zum Kulturstadtjahr Weimar 1999 stößt auf erbitterten Widerstand von CDU-Politikern und ehemaligen DDR-Bürgerrechtlern. Besonders scharfe Kritik kam gestern aus der von CDU und SPD gebildeten Landesregierung in Thüringen.

Die Ministerin für Bundesangelegenheiten, Christine Lieberknecht (CDU), Kultusminister Dieter Althaus (CDU) und die Bürgerrechtlerin Freya Klier sagten ihre Mitwirkung aus Protest gegen Gysis geplanten Auftritt ab. Der Chef der Thüringer Staatskanzlei, Michael Krapp, stellte die gesamte Vortragsreihe in Frage.

Gysi war von der Evangelischen Akademie des Landes eingeladen worden, im Rahmen der „52 Reden über Gott und die Welt“ in einer Weimarer Kirchgemeinde über den Lukas-Vers „Lohn der Nachfolge“ zu reden. Neben ihm sollten unter anderem die brandenburgische Sozialministerin Regine Hildebrandt, die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reinhard Höppner und Thüringens DGB-Landesvorsitzender Frank Spieth in Kirchen Weimars oder des Umlandes sprechen.

Lieberknecht warf den Verantwortlichen vor, „politisch unglaublich naiv und fahrlässig“ zu handeln. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Lengsfeld sprach von einem „völligen Mißgriff, Gysi dazu aufgefordert zu haben. Denn er ist ja ein erklärter Atheist, und es schließt sich aus, daß erklärte Atheisten predigen.“ Der Bonner PDS-Fraktionssprecher Jürgen Reents sagte, Gysi sei eingeladen worden und halte selbstverständlich daran fest. Es sei übrigens nicht sein erster Auftritt in einer Kirche. Gysi habe bereits am 26. Januar 1997 in der evangelischen Kirche in Bischofsheim bei Mainz über „Die künftige Rolle der Kirche in der Gesellschaft“ gesprochen.