„Kapitalismus, ein Naturgesetz“

■ Im „New Globe“ im Prater zeigt die Volksbühne bis zum Jahresende Shakespeares „Rosenkriege“-Stücke. König ist dabei der Kunde

„Peymann hätte das hier sicher aus Leichtmetall bestellt“, sagte Frank Castorf bei der Vorstellung des „New Globe“ gestern vormittag im Prater. „Wir haben das mit viel Mühe und Arbeit in der eigenen Werkstatt aus Holz konstruiert. Manche haben eben Talent, ein anderer braucht Geld.“ Tatsächlich scheint die Volksbühne ihre stets hohe Produktivität jetzt bei wahrscheinlich eher sinkendem künstlerischem Etat noch steigern zu wollen und hat sich mit dem „Rosenkriege“-Projekt im Prater vollen Einsatz verordnet.

Während der Repertoirebetrieb im Großen Haus in vollem Umfang aufrechterhalten wird, wie der Intendant betont, sollen an der Kastanienallee bis zum Jahresende in sechs Produktionen Shakespeares Rosenkriege-Stücke gezeigt werden: „Richard II.“ unter der Regie von Castorf, „Heinrich IV., 1“ (Gabriele Gysi), „Heinrich IV., 2“ (Karin Henkel), „Heinrich V.“ (Matthias Brenner), „Heinrich IV., 1–3“ (Castorf) und „Richard III.“ (Johann Kresnik).

Dramaturgisch-ästhetische Klammer, sportliche Herausforderung an das Ensemble, Zuschauerattraktion, aber auch finanzielle Notwendigkeit ist dabei das Einheitsbühnenbild mit integrierten Publikumsplätzen von Bert Neumann. Der zweistöckige achteckige Turm, der mitten in den Pratersaal hineingezimmert wurde, erinnert an die überlieferte Form von Shakespeares Globe Theatre. Anders als vermutlich dort ist die Bühne aber nicht den Zuschauerrängen vorgesetzt, sondern gespielt wird dort, wo einst die billigen Plätze waren: in der Arena.

Sich beim Spiel stets nach allen Seiten himmelwärts wendend, immer damit rechnen müssend, daß die etwa hundert Zuschauer in den 36 Logenfenstern die apricotfarbenen Vorhänge zuziehen und sich der Lektüre der ausgelegten Bücher widmen, gibt es also einen Echtzeitzusammenhang zu dem, was auch thematisiert werden soll: daß der Kunde König ist.

„Eine andere Form der Seifenoper“ (Castorf) soll das serielle Projekt werden, ausschließlich mit Shakespearetext zwar, aber eben doch zugespitzt auf die frühesten Anfänge dessen, was Castorf ein „Naturgesetz“ nennt: den Kapitalismus. „Das Eigentum“ heißt denn auch „Richard II.“ im Übertitel und soll ab 6. Februar als Pilotfilm ins Thema einführen, in weiteren Schritten nähert man sich über die „Lohnarbeit“, den „Verrat“, den „Kessel“ und das „Paradies“ rechtzeitig zum Jahr 2000 dann dem „Fortschritt“. Was will man eigentlich mehr? Petra Kohse