Der prominenteste Rückkehrer heißt Hans Koschnik

■ Der ehemalige EU-Administrator tritt in Bosnien sein Amt als Flüchtlingsbeauftragter an

Sarajevo (taz) – Hans Koschnik ist wieder in Bosnien-Herzegowina. Der ehemalige Administrator der Europäischen Union (EU) in Mostar trat gestern das Amt des „Beauftragten für Flüchtlingsrückkehr und rückkehrbegleitende Maßnahmen“ in Sarajevo an. Auf einer Pressekonferenz erklärte er, er trete dafür ein, die noch in Deutschland befindlichen 100.000 Kriegsflüchtlinge nach Bosnien- Herzegowina zurückzuführen.

Vorsichtig, aber dennoch kritisch äußerte sich Koschnik zu den Erwartungen der Innenminister der Länder. Die Frage, ob die Rückkehr von Vertriebenen aus der Republika Srpska in den anderen Teil Bosnien-Herzegowinas nicht gegen das Dayton-Abkommen verstoße, mochte er zwar nicht mit Ja beantworten. Er ließ aber durchblicken, daß die Innenminister der Länder nicht immer die Realität vor Ort vor Augen hätten. Mit seiner Tätigkeit wolle er diese Informationslücken schließen. Hauptaufgabe des Rückkehrbeauftragten sei in diesem Jahr, die Möglichkeiten für die Rückkehr in der Republika Srpska zu verbessern. Beinahe alle Flüchtlinge in Deutschland stammten aus diesem Gebiet. Dabei sollten auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen beachtet werden. Er werde sich neben staatlich-humanitären Hilfen darum bemühen, die deutsche Industrie für ein Engagement in Bosnien-Herzegowina zu gewinnen.

Rund ein Drittel der noch in Deutschland lebenden Flüchtlinge wollten in andere Länder auswandern. Dies sei bedauerlich, da damit junge Menschen beim Wiederaufbau fehlten. Er dürfe jedoch bei der Rückkehr kein Zwang ausgeübt werden. Individuelle Entscheidungen müßten respektiert werden. Mit Koschniks Rückkehr sind in der bosnischen Öffentlichkeit Erwartungen geweckt. Er ist dort nach wie vor sehr populär. Das zeigte auch die große Resonanz in den Medien. Erich Rathfelder