: Edle Spender gesucht
■ Kleinbus oder Solaranlage: Hamburgs SPD setzt auf soziales Sponsoring
Im Audimax der Hamburger Uni zeugen 1664 Plaketten von den edlen Spendern, die das neue Gestühl stifteten. Im Alstervorland fehlen solche Täfelchen noch – dabei stammen auch hier Parkbänke und Blumenrabatten nicht selten von Sponsoren. Nicht nur Unis bemühen sich seit Jahren um Geldgeber aus der Wirtschaft, auch Bezirke, soziale Einrichtungen und Projekte versuchen verstärkt, Firmen zu Spenden zu animieren. Denn da öffentliche Kassen immer weniger Geld ausgeben können, entdecken viele im sozialen Sponsoring neue Finanzierungsquellen.
So auch die Hamburger SPD. Immerhin vier Milliarden Mark werden alljährlich bundesweit von Unternehmen gestiftet, erläuterte gestern die sozialdemokratische Abgeordnete Britta Ernst. Über die Hälfte des Geldes fließt in den Sport. Immerhin 200 Millionen Mark aber landen im sozialen Bereich. „Und das ist ausbaufähig“, meint Ernst.
Eine große Anfrage ihrer Partei an den Senat hat ergeben, daß auch in Hamburg das soziale Sponsorentum boomt. Firmen spendeten den Hamburger Kindertagesstätten fünf Kleinbusse für Ausflüge. Der Personaltrainer der Asche AG führte Bewerbungstrainings mit Jugendlichen durch. Und am Bau einer Solaranlage auf dem Dach eines Wilhelmsburger Gymnasiums beteiligten sich Aral und die Dasa.
Den Firmen geht es dabei um's sozial-freundliche Image. „Kinder und Jugendliche garantieren einfach ein positives Bild“, meint Ernst. Doch soziales Sponsorentum hat auch seine Schattenseiten: Die Drogenhilfe Eimsbüttel etwa bemühte sich bisher erfolglos um edle Spender. Drogensucht ist nicht sonderlich prestigeträchtig.
100-Jahr-Feiern dagegen machen sich gut. Als das Rathaus Altona im vorigen Jahr ein entsprechendes Alter erreichte, sponserte Holsten kräftig mit – und durfte dafür eigenwerbend am Baugerüst der Rathausfassade prangen. So brachte die Brauerei ihre „Standortverbundenheit zum Ausdruck“, erläutert der Senat. Ein Ende hat das Holsten-Sponsoring noch nicht gefunden: „Auf dem Neujahrsempfang im Altonaer Rathaus“, so weiß Britta Ernst, „gab's diesmal keinen Sekt mehr – sondern Holsten.“
Karin Flothmann
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