Investmentbanker soll Brasilien retten

■ Ein Vertrauter des Spekulationsmeisters Soros wird brasilianischer Notenbankchef. Kurs der Landeswährung erholt sich erstmals wieder

Seit dem Ausbruch der Finanzkrise in Brasilien ist das Hauptanliegen der Regierung, die Kapitalflucht zu beenden. Die Ernennung des neuen Zentralbankchefs Arminio Fraga Neto scheint ein wichtiger Schritt dahin zu sein. Brasilien setzt auf den Ruf Fragas als Vertrauter des berühmten Spekulanten Soros und als Insider des Marktes. Für den Quantum Investmentfonds von Soros, dem Spekulanten mit dem sicheren Gespür, hat Fraga erst kürzlich 14 Milliarden Dollar in die asiatischen und lateinamerikanischen Finanzmärkte gepumpt. Als Anleger hat Fraga also schon Signale im Interesse Brasiliens gesetzt.

Fraga tritt an die Stelle von Francisco Lopes, der nur drei Wochen die Geschäfte geführt hat. Als er am Dienstag zum neuen Präsidenten der Zentralbank ernannt wurde, nahmen das die Anleger freudig auf. Der Kurs der Landeswährung Real zog nach schweren Verlusten endlich wieder an: um neun Prozent auf 1,79 Real für den US-Dollar am Dienstag, das ist der höchste Stand seit sieben Tagen. Der Kurs des Real mußte am 15. Januar freigegeben werden.

Nach den Worten von Finanzminister Pedro Malan wird Brasilien auch künftig nicht auf Interventionen am Devisenmarkt verzichten. Zwar sind die derzeitigen Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) noch nicht abgeschlossen, aber es stehe bereits fest, daß Brasilien bei Bedarf weiter in den Markt eingreifen werde, sagte Malan. Die brasilianische Regierung verhandelt gerade mit dem IWF über die Auszahlung der zweiten Tranche in Höhe von neun Milliarden Dollar im Rahmen des im vergangenen Herbst vereinbarten Kreditpakets von 41,5 Milliarden Dollar.

Was hat Fraga Neto zu bieten, um die hochgesteckten Erwartungen zu erfüllen? Der 42jährige Volkswirt kennt beide Seiten der Finanzmärkte. Nach Tätigkeiten als Wirtschaftsprofessor in Brasilien und den USA war er schon mit Anfang Dreißig einer der Vizepräsidenten der Salomon Brothers Bank in New York. 1991 nahm er bereits einmal eine Stellung im Direktorium der brasilianischen Zentralbank an. In dieser Position war er federführend bei der Liberalisierung des brasilianischen Kapitalverkehrs, der bis dahin weitgehend vom Weltfinanzmarkt abgeschottet gewesen war. Fraga hat sich wiederholt gegen feste Wechselkurse und gegen Preiskontrollen zur Inflationsbekämpfung ausgesprochen. Deshalb ist seine Ernennung ein deutliches Signal Brasiliens an den IWF und die internationale Finanzwelt, der aktuellen Wirtschaftskrise nicht wieder mit den alten Rezepten von Preisstopp und fester Anbindung an den Dollar zu begegnen. Britta Symma