: Goodyear geht nach Japan
■ Reifenhersteller Goodyear und Sumitomo schließen sich zum Branchenprimus zusammen
Tokio/Berlin (dpa/taz) – Es ist das dickste Geschäft, das je eine US-Firma in Japan machte. Der Reifenhersteller Goodyear steigt im Reifengeschäft von Sumitomo ein, besser bekannt durch den Namen Dunlop. Die neue US-japanische Gruppe wird Michelin aus Frankreich und Bridgestone aus Japan überholen und damit der größte Reifenhersteller der Welt sein. Rund ein Fünftel aller Reifen auf der Welt wird von der neuen Gemeinschaftsfirma verkauft werden.
Goodyear wird mit zehn Prozent bei der Sumitomo Rubber Industries Ltd. einsteigen. Im Gegenzug wird Sumitomo Rubber und deren Hauptaktionär Sumitomo Electric Industries zusammen zehn Prozent der Goodyear-Aktien erwerben. In der recht komplexen Transaktion vereinbarten die beiden neuen Partner, daß Goodyear zwar damit Zugang zum japanischen Markt erhält, aber Sumitomo das Geschäft dort weiterhin kontrollieren wird. Goodyear übernimmt dagegen das Reifengeschäft von Sumitomo in Europa und den USA. Sumitomo Rubber war 1909 als japanische Tochterfirma des britischen Unternehmens Dunlop gegründet worden.
Die Reifenbranche insgesamt ist schon seit einigen Jahren in Bewegung. Bridgestone sicherte sich Ende der 80er Jahre eine Spitzenposition durch die Fusion mit dem US-Unternehmen Firestone. Michelin expandierte derweil in Europa. Dadurch fühlte sich nun Goodyear unter Zugzwang gesetzt. Für Sumitomo ist die Partnersuche wichtig geworden, da der Markt in Europa und den USA immer enger wurde. Jetzt dürften die Spekulationen losgehen, ob kleinere Firmen wie die deutsche Continental unabhängig bleiben können.
Falls die Reifen-Verbindung planmäßig über die Bühne geht, könnte das der Beginn einer ganzen Welle von US-japanischen Fusionen oder Übernahmen sein, prognostiziert die Financial Times. Solche Deals hat es zwar in letzter Zeit zwischen Finanzdienstleistern gegeben, bisher aber noch nicht im industriellen Bereich. lieb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen