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Heiz-Tabletten aus Sägemehl

■ In den Nachbarländern werden sie schon lange genutzt: Holzpellets für die Zentralheizung sind eine Alternative zu Öl und ökologisch konkurrenzfähig, nur ökonomisch noch nicht. Zwei Kilo Pellets ersetzen etwa ei

Seit gut einem Jahr sind sie in Deutschland erlaubt: Zentralheizungen, die mit Holzpellets befeuert werden. Der Brennstoff ist etwa tablettengroß und besteht aus gepreßtem Sägemehl. Da in der Schweiz, in Österreich und Skandinavien derartige Holzfeuerung lange erprobt ist, kamen schon kurz nach der Zulassung in Deutschland ausgereifte Heizungen auf den Markt. Inzwischen bieten mehrere Firmen umweltfreundliche Holzpellet-Heizungen an – der Preis der Öko-Wärme liegt kaum höher als der für Wärme aus der Ölheizung.

Holzhackschnitzel für große Feuerungsanlagen sind seit einigen Jahren etabliert. Für kleine Heizungen in Einfamilienhäusern etwa waren sie zu grob und daher kaum zu handhaben. Jetzt schließen die Holzpellets diese Lücke: Die Pellets werden – genauso einfach wie Heizöl – in einem Silowagen angeliefert, und mit einem Schlauch in den Lagerraum gepumpt. Vollautomatisch werden sie dann durch ein Vakuum-Rohrsystem angesaugt und in die Heizung befördert. In der Regel wird der Ölraum, der mit der Umstellung auf Holz überflüssig wird, zum Brennstofflager umfunktioniert. Manche Heizungen lassen sich sehr gut von Öl auf Holzpellets umstellen, bei anderen ist es schwieriger. „Wenn der Ölkessel über einen großen Feuerungsraum verfügt, benötigt man nur einen Holzbrenner und eine Schnecke für den Brennstofftransport“, sagt Albert Meier, Feuerungstechniker in Hüfingen. Für 7.000 bis 8.000 Mark zuzüglich Montage sei das Ganze dann zu haben. Wenn der Feuerungsraum nicht ausreicht, und der Kessel ausgetauscht werden muß, kommen noch weitere 4.000 Mark hinzu.

Zwischen 2 Kilowatt und 300 Kilowatt Wärmeleistung bringen die derzeit auf dem Markt erhältlichen Pellet-Brenner. Anlagen unterhalb von 15 Kilowatt (das ist etwa die Leistung, die für Einfamilienhäuser in Frage kommt) werden vom Kaminfeger ohne Abgasmessung abgenommen, bei größeren ist eine Messung erforderlich. Doch mit Abgasen gibt es bei Holzpellets kaum Probleme. Albert Meier: „Die Brenner liegen unter den Abgaswerten von modernen Holzvergasungsanlagen.“

Ausschlaggebend für die Abgaswerte ist die Qualität der Pellets. Sie müssen ordentlich getrocknet sein, dürfen also nur noch sechs bis acht Prozent Feuchtigkeit enthalten, und gut gepreßt. Gute Pellets wiegen pro Kubikmeter mindestens 650 Kilogramm und lassen nur 0,3 bis 1 Prozent ihrer Masse als Asche zurück. Alle drei Wochen muß das Aschefach geleert werden. Die Energie, die in dem Holz steckt, wird dabei sehr effektiv genutzt: Die Wärmeverluste, die durch den Kamin entweichen liegen bei nur zehn Prozent.

Zwei Kilogramm Pellets verfügen etwa über den gleichen Heizwert wie ein Liter Öl. Obwohl das Kilo Pellets ab Werk für 25 bis 30 Pfennig zu haben ist, kann das Holz mit den derzeit extrem niedrigen Heizölpreisen nicht konkurrieren. „Noch bremsen die niedrigen Heizölpreise die umweltfreundliche Holzfeuerung“, klagt Stefan Fallert aus Appenweier. Doch schon heute produziert sein Unternehmen täglich 13 Tonnen Pellets – zudem Holzbriketts für Kachelöfen. Dabei werden ausschließlich Abfälle von Sägereien sowie gemahlene Hobelspäne verarbeitet. In der Regel handele es sich dabei um heimisches Nadelholz. Neben den Zentralheizungen, die es sogar für große Wohnblocks gibt, werden inzwischen auch schon Öfen für das Wohnzimmer angeboten. Sie verfügen über einen Pelletspeicher von meist 25 Kilogramm und bringen eine Heizleistung von zwei bis sechs Kilowatt. Der ökologische Vorteil der Holzfeuerung gegenüber Öl und Gas beruht darauf, daß Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, der die Atmosphäre nicht mit Kohlendioxid belastet. Denn wenn das Holz wächst, bindet es genauso viel Kohlendioxid, wie es beim Verbrennen freisetzt – der Kreislauf ist geschlossen. Deshalb wären Holzheizungen von einer Kohlendioxidsteuer, die immer wieder diskutiert wird, nicht betroffen. Heizungsbauer Albert Meier ist überzeugt, daß Öl in Zukunft nicht so billig bleiben wird, und die Holzpellets schon bald günstiger sein könnten. Bernward Janzing

Infos: Wodtke, Tübingen, Tel.: (07071) 7003-0; Holzenergie Klaus Fallert, Appenweier, Tel.: (07805) 9676-0; Feuerungstechnik Meier, Hüfingen, Tel.: (0771) 61711; Erich Lambelet, Grenzach-Wyhlen, Tel.: (07624) 91590

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