Vom Zentrum an den Rand des Geschehens

■ Das Deutsche Architekturzentrum in der Köpenicker Straße steckt in einer wirtschaftlichen und inhaltlichen Krise. Nachdem sich die Wirtschaft zurückzog, setzt der Bund Deutscher Architekten nun auf d

Es sollte die Architekturdiskussionen bündeln und den interdisziplinären Austausch zwischen Architekten, Bauherren und Öffentlichkeit gewährleisten. Doch nun steckt das Deutsche Architekturzentrum (DAZ) in der Köpenicker Straße mitten in der Krise.

Auslöser für die Schwierigkeiten war der Rückzug der DMA, einer hundertprozentigen Tochter der Leipziger Messe, als wirtschaftlicher Träger des DAZ im August 1997. Die Präsentation von Industrieprodukten in dem sanierten Gewerbekomplex am Spreeufer hatte nicht die Besucherströme angelockt, die sich die Baustoffindustrie erwartet hatte. Aber auch dem debattenverwöhnten Berliner Publikum waren die Präsentationen eher ein Dorn im Auge. Ein im Haus anssäsiger Architekt kommentierte: „Die Ausstellungen ähnelten eher einem Baumarkt, wo am Eingang die Toilettenbecken präsentiert werden.“

Zu den wirtschaftlichen Problemen gesellten sich bald aber schon inhaltliche. Gegründet wurde das DAZ im Juli 1995 nach einem Beschluß des Bundes Deutscher Architekten (BDA). Mit seinen 580 Quadratmeter Veranstaltungsfläche, seinen Büros und Ateliers, dem Café und dem Buchstand galt das DAZ manchen gar als „Nachfahre der Berliner Bauakademie“. Doch bald schon wurde auch Kritik laut, auch aus einigen Landesverbänden des BDA. Was nach wie vor grundsätzlich fehle, sei ein tragfähiges Konzept, heißt es bei einigen Mitgliedern. „Beliebige Ausstellungen und Betteln bei einigen Senatoren reiche einfach nicht. Auch Grundsatzfragen werden gestellt. Ob es wirklich funktionieren könne, angesichts bereits bestehender Orte der Architekturdebatte in Berlin ein einziges zentrales Haus zu betreiben, lautet eine der entscheidenden Fragen. Der Architekt Vladimir Lalo Nicolic, selbst im DAZ ansässig, hofft deshalb auf „ein hochkarätiges Gremium wirklich interessierter Leute“, um dem Haus neue Impulse zu geben.

Offenbar kollidiert die Idee eines zentralen Hauses auch mit den föderalistischen Strukturen des BDA. Horst Biesterfeld vom bayerischen Landesverband etwa meint, daß das DAZ nicht das BDA-Zentrum sei. Es sollte vielmehr offen sein für alle Kammern und Verbände. Doch größere Veranstalter wie etwa die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit ihrer Reihe „Architekturgespräche“ blieben im DAZ bisher eher die Ausnahme.

So setzt man bei den Betreibern nun vor allem auf die Neuorientierung der Trägerschaft. Nachdem ein bereits erwogener Ankauf der Räume durch den BDA wieder verworfen wurde, soll nun die Gründung einer Betriebs-AG aus der Krise helfen. Mit potentiellen Mitgliedern wird derzeit noch verhandelt. Aber auch Appelle gehören mittlerweile zum guten Ton des DAZ. So appellierte Andreas Gottlieb Hempel, der Vorsitzende des DAZ-Fördervereins, in der Fachzeitschrift Architekt: „Ich bitte Sie, das DAZ als Initiative des BDA und als wertvolles Instrument für unsere berufsständische Arbeit, vor allem für das Wirken in der Öffentlichkeit weiter zu unterstützen.“

Andernorts allerdings ist auch Skepsis zu hören. „Vielleicht“, so spitzt es der Architekt Nicolic zu, „muß die Institution erst eingehen, um sich neu gründen zu können.“ Ulrike Steglich