Entspannung abseits der Straße

■ „Kemenate“, Hamburgs einziger Tagestreff für wohnungslose Frauen, ist umgezogen. Die alten Räume waren zu klein

Der Umzug hat sich gelohnt. „Wir haben jetzt doppelt so viel Platz wie vorher“, freut sich Sabine Treu vom Kemenate-Tagestreff für wohnungslose Frauen und sieht sich zufrieden im geräumigen Wohnzimmer um. Seit gestern hat der seit 1992 existierende Treff eine neue Adresse, die Charlottenstraße 30 in Eimsbüttel. Die alten Räume in der Bellealliancestraße waren zu klein geworden für die täglich 30 Besucherinnen. Die neue Wohnung nun bietet ausreichend Platz für Aufenthalts- und Büroräume, Küche, Waschraum, und zwei Toiletten – und ist dabei noch nicht einmal teurer.

Das freut auch Sozialsenatorin Karin Roth (SPD), die gestern zur Einweihung des Tagestreffs in die Charlottenstraße gekommen war. Denn Kemenate wird zu 100 Prozent vom Senat finanziert. Ein solches finanzielles Engagement der Stadt sei durchaus ungewöhnlich, lobte die Senatorin ihre Behörde, und „ich hoffe, daß es weiterhin gelingt“.

Das Projekt des 1988 gegründeten Vereins „Kemenate Frauen und Wohnen“ ist der einzige Tagestreff in Hamburg, der sich ausschließlich an obdachlose Frauen wendet. Zwar gibt es in der Hansestadt mehrere Wohnheime und Beratungsstellen für Frauen, doch einen Platz, an dem sie sich tagsüber aufhalten und entspannen können und auf Wunsch anonym beraten und unterstützt werden, bietet nur Kemenate.

Dabei ist ein solcher Ort des Schutzes und der Ruhe für wohnungslose Frauen besonders wichtig, erklärt Kemenate-Mitarbeiterin Ulrike Thal. Die Betroffenen litten besonders unter ihrer Situation, da sie diese meist als Beweis ihres persönlichen Versagens betrachten. Aus Scham werde die Wohnungslosigkeit oft verheimlicht, Zwangspartnerschaften würden eingegangen, um sich über Wasser zu halten. „Viele Frauen wollen sich der Öffentlichkeit nicht als frei verfügbares, schutzloses Objekt präsentieren“, berichtet Thal. Kein Wunder, ist doch Männergewalt einer der häufigsten Gründe, aus denen Frauen obdachlos werden. So stehen viele wohnungslose Frauen auf der Straße, weil sie aus einer gewalttätigen Partnerschaft geflohen sind.

Der Tagestreff versteht sich deshalb als feministisch und parteilich – zugunsten der Frauen.

Kristina Maroldt

Öffnungszeiten sind montags, donnerstags, samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr und mittwochs von 10 bis 15 Uhr.