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Das doppelte R

Rolls-Royce düpiert: Ein Hamburger hat das Markenrecht auf zwei Buchstaben angemeldet  ■ Von Heike Dierbach

In einem dicken Ordner hat Mathias Krohn alle Vorgänge sauber in Klarsichtfolie abgeheftet. „Vielleicht war das Ganze eine blöde Idee“, räumt der 36jährige ein. „Aber mittlerweile hab' ich mich halt in die Sache reingebissen.“ „Die Sache“ kann den Hamburger Erfinder möglicherweise schon bald zum Millionär machen: Mathias Krohn hat das Markenrecht auf das Zeichen „RR“ angemeldet – eben jene zwei Buchstaben, die an einem Rolls-Royce Lenkrad und Kühlerhaube verzieren.

Die Idee kam Krohn im Sommer vorigen Jahres, nachdem Rolls-Royce monatelang mit VW und BMW über eine Übernahme verhandelt hatte. Zusammen mit einem Partner meldete er zwischen Juni und November die Namen „Rolls-Royce“, „Bentley“ und das doppelte „R“ beim Deutschen Patentamt an. Dort besitzen die beiden schon die Rechte auf die Bezeichnung „Guildos Nußecke“ (taz berichtete) – „aber das war nur ein Gag“, erklärt Krohn. Verdient hätte er daran nichts.

Die neue Idee der Hamburger fand man in England wenig komisch: Ende September teilte der Münchner Anwalt des Flugzeugbauers „Rolls-Royce PLC“ Krohn und seinem Partner mit, „daß unsere Mandantin Inhaberin der weltberühmten Rolls-Royce-Marken ist“, und verlangte eine Unterlassungserklärung. „Bei den Namen haben sie wohl recht“, gibt Krohn heute zu, „diese Anmeldungen habe ich zurückgezogen.“ Das Doppel-R ohne Schriftzug aber ist seinen Recherchen zufolge nicht mehr geschützt: Die Rechte von Rolls-Royce an dem Zeichen sollen 1985 abgelaufen und nie verlängert worden sein. Krohn hat es unter dem Markennamen „Rudi Ratlos“ angemeldet. Doch das interessierte Rolls-Royce PLC wenig.

Im Oktober erwirkte das Unternehmen eine einstweilige Verfügung gegen Krohns Partner, der nach der Zahlung von mehreren tausend Mark Gerichtskosten aus dem Projekt ausstieg. Krohn läßt sich davon nicht beirren. „Hier geht es um demokratische Grundrechte“, findet der Hamburger. „Wenn eine große Firma wie Rolls-Royce einen Fehler gemacht hat, muß sie auch die Konsequenzen tragen.“ Er selbst wolle nur die Lücken im Patentrecht aufzeigen. „Ums Geld geht es mir nur nebenbei.“ Für die Rechte an dem Namen „Rolls-Royce“ zahlte BMW im vorigen Juli schlappe 40 Millionen Britische Pfund (rund 118 Millionen Mark) an Rolls-Royce PLC.

Das begehrte „RR“ aber gehört schon in ein, zwei Monaten ihm, hofft Krohn. Die Buchstaben stehen dann möglicherweise bald nicht mehr für „Rudi Ratlos“ – sondern für „Riesig Reich“. Ein echter Rolls-Royce ist dann wohl auch drin.

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