Kommentar
: Landowsky in der Klemme

■ Bedenkliche Nähe gegenüber Union 2000

Klaus Landowskys verzweifelte Suche nach einem sicheren Wahlkreis offenbart, wie sehr sich die Machtverhältnisse in der CDU verschoben haben. In seinem Wahlkreis Zehlendorf muß der CDU-Fraktionschef mit der Konkurrenz der Abgeordneten Michael Braun und Uwe Lehmann- Brauns rechnen. Womöglich müßte Landowsky dort mit einem Überhangmandat vorlieb nehmen — darauf kann er sich schon aus Prestigegründen nicht einlassen.

Landowsky ist deshalb bemüht, sich nicht nur die Gunst der Liberalen, sondern auch der Union 2000-Anhänger zu sichern. Ob sich auszahlt, daß er den Union 2000-Wortführer Ingo Schmitt bei dessen Europa-Kandidatur unterstützte, ist allerdings noch unklar. Doch sollte Landowsky im Gegenzug Schmitts Charlottenburger Wahlkreis übernehmen, würde er seinen Wiedereinzug ins Parlament ausgerechnet Union 2000 verdanken. Dies käme dem Pakt mit dem parteiinternen Gegner gleich — ein hoher Preis.

Mit seinem jüngsten Liebäugeln in Richtung Union 2000 hat sich Landowsky allerdings den Unmut beider Lager zugezogen. Sein Rat an Diepgen, im nächsten Jahr den Parteivorsitz aufzugeben, wurde allseits als Demontage des CDU- Spitzenkandidaten kritisiert. Doch noch sind die Würfel nicht gefallen. Ob Diepgen im Februar 2000 wieder als Parteichef antritt, hängt auch vom Wahlergebnis im Herbst ab. Verliert die CDU, wird er ohnehin abtreten müssen. Doch könnte dann auch Landowskys Stuhl ins Wanken geraten.

Wieviel Macht der begnadete Strippenzieher noch hat, wird sich nicht nur daran messen lassen, ob ihm bei der Suche nach einem Wahlkreis noch eine elegante Landung gelingt. Die Frage ist, ob er die junge CDU-Garde, die er seit der Bundestagswahl öffentlich für Führungsaufgaben in Stellung bringt, auch wirksam unterstützen kann. Denn ausgerechnet deren Wiedereinzug in das Abgeordnetenhaus ist gefährdet. Aufgrund der Verkleinerung des Parlaments gibt es weniger Wahlkreise. Das verschärft den Konkurrenzkampf. Wenn Landowsky dem von ihm geförderten Nachwuchs nicht zum Durchbruch verhelfen kann, ist dies auch eine Niederlage für den Fraktionschef. Dorothee Winden

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