■ Wahrheit-Leser helfen erinnerungslosen Portugal-Urlaubern
: Kennen Sie diesen Tubaspieler?

Liebe Wahrheit-Leserinnen und -Leser! Sie haben heute Gelegenheit, einer Familie zu helfen. Einer vielköpfigen musikalischen Familie, der seit dem Weihnachtsurlaub etwas fehlt. Lesen Sie jedoch zunächst, wie es zu unserer Hilfsaktion kam. Lesen Sie den packenden Bericht unserer Korrespondentin:

Die Fundstelle

29. Dezember 1998: Es stürmt. Ich befinde mich in einem kleinen Ort an der Westküste Portugals, in der Nähe von Odemira. Genauer: an seinen Klippen. Weit ragen sie bis in die Brandung hinein und bewahren heute nur wenige, kleine Sandbuchten vor der vollständigen Überflutung. Genau auf so einen nur wenige Meter breiten Strand klettere ich hinab. Vor mir kollern Apfelsinen und Kartoffeln, aber auch die Plastikperlen von Fischernetzen in Richtung Meer. Vom Sog der herannahenden Welle erfaßt, vereinigen sie sich mit dem übrigen Treibgut an der Grenze zwischen Sand und Wasser. Es ist der Fuß eines Wellenbrechers, der – das offenbart der jetzt erhobene Blick – zwei Meter hoch vor mir aufragt. Nur der Spurt den Strand hinauf schützt vor seiner Nässe. Doch seinem ablaufenden Wasser setze ich gleich nach. Es führt eine Filmdose mit sich, und die will ich bergen. Es ist ein vielversprechender Fund: Die Filmdose hielt ihren Inhalt trocken.

Fragen über Fragen

11. Januar 1999: Der Film hatte im Urlaub zu allerhand Spekulationen angeregt. Woher kam er? Wie lange hatte er im Wasser gelegen? Und die wichtigste Frage: Was war auf ihm abgelichtet? Vielleicht eine Militärbasis? Sollte der Film über Bord gegangen sein, bei einem Handgemenge zwischen konkurrierenden Geheimagenten? Zeigte er vielleicht das zuletzt belichtete Foto eines Opfers während seiner Ermordung? Oder zumindest einen Vermißten? Auch pornographische Bilder von Kindern waren denkbar. Die letzte Vorstellung zögert den Gang zum Fotostudio hinaus.

Suche nach der Antwort

15. Januar 1999: Berlin, Bergmannstraße. Die Neugier hat gesiegt. Den Film zum Entwickeln gebracht.

In Gefahr

16. Januar 1999, 16 Uhr 20: Wahrscheinlich befinde ich mich nur noch wenige Minuten in Freiheit. Ich stehe vor dem Fotoladen. Indem ich jetzt die Türklinke runterdrücke, könnte ich mir eine Menge Ärger einhandeln, zum Beispiel mit der von der Ladeninhaberin herbeigerufenen Polizei. Meine Erklärung, daß ich den Film in Portugal gefunden habe, werden sie vermutlich nicht glauben. Schon gar nicht, wenn sich zeigen sollte, daß es sich um belgische Kinderpornographie handelt. In diesem Fall nutzt es auch nichts, den Freund als Zeugen zu benennen. Gleich würde er mitverdächtigt. Und die Flucht habe ich vermasselt, indem ich bei der Filmabgabe meine richtige Adresse angab.

Die Rettung

16. Januar 1999, 16 Uhr 25: Zwei Pferde, ein weißes, gefolgt von einem schwarzen, blicken mich auf den ersten beiden Fotos an. Sie sind die Vorboten eines schönen Urlaubfilms. „Sind Sie zufrieden“, fragt mich die Verkäuferin. Ich bin entzückt. Dabei interessierten mich Pferde schon als Pubertierende nicht. Claudia Aldenhoven

Waren wirklich nur Pferde auf den Fotos zu sehen? Nein, natürlich nicht. Vor allem nämlich zeigten die Bilder eine Familie im Urlaub, einen Weihnachtsbaum und viele Kinder. Darunter den oben abgebildeten Tubaspieler. Macht man solche Fotografien, um den Film anschließend dem Ozean zu übergeben? Sicher nicht. Einen Film ins Wasser werfen – das macht nur ein Kameradieb. Laut Wahrheit-Detektei deuten gewisse Anzeichen darauf hin, daß die fotolose Familie aus Deutschland stammt. Vielleicht aber auch aus den Niederlanden. In jedem Fall gilt: Wenn Sie diesen Sohn kennen, melden Sie sich bei uns (030 / 25 902 - 100). Helfen Sie einer Familie, ihre Erinnerungen an Portugal zurückzubekommen.