■ Cash & Crash
: Spekulierende Börsen

Hamburg (taz) – Gute Ratschläge für Kleinanleger basieren auf einer „Fundamental- Analyse“. Diese orientiert sich am Geschäftsverlauf, Kapital und Gewinn einer Aktiengesellschaft. Dahinter steht die Überzeugung: „Erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich durch erfolgreiche Produkte aus, und die daraus erwachsenen Gewinne werden den Aktienkurs beflügeln.“ Analysten gelten für 1999 drei bundesdeutsche Branchen als „fundamental“ besonders flügge: Informationstechnologie, Gesundheit und Medien. Schon bei Bank- und Versicherungsaktien schwanken die Einschätzungen zwischen einem pessimistischen „Deutschland ist overbanked“ – zu viele Filialen würden die Rentabilität mindern – und einem strahlenden Optimismus, der sich vornehmlich aus Fusionshoffnungen nährt.

Aber selbst die drei gemeinhin als flott geltenden Wirtschaftszweige kennen Kritiker. So stehen die Firmen der Informationstechnik, etwa die Telefongesellschaften, in einem harten Crash-Wettbewerb, den nur wenige gesund überstehen werden. Andere leben bislang ausschließlich von Krediten und Zukunftsvisionen, etwa die hypermodernen Internet-Firmen, deren Kurse inzwischen völlig überdreht sind. Diese Spekulationsblase dürfte bald platzen.

Die Gesundheitswelle beflügelt zwar die Pharmaindustrie und damit die Phantasie der Anleger, aber anderseits liegt Deutschland im Verbrauch von Medikamenten europaweit ungesund weit vorn. Wachsendes Gesundheitsbewußtsein und grüne Ministerin könnten sich jedoch in sinkendem Pillenkonsum niederschlagen. Zudem dürfte der Euro in der Bundesrepublik ein Absinken der Pillenpreise auf das Niveau in den Nachbarländern bewirken.

Aktien sind wie das richtige Leben: Es findet sich immer ein Für und ein Wider. Entsprechend fallen die Prognosen für 1999 aus: Den DAX erwarten hiesige Banken am Jahresende irgendwo zwischen 4.500 und 6.000 Punkten, ergab eine Umfrage des Handelsblatts. Bei soviel Unbestimmtheit sind die Regeln und Anlagetips der Profis mit Vorsicht zu genießen. Zudem steht oft genug dahinter eine Vorgabe des Bankvorstandes oder der verengte Blick eines Spezialisten. Ein Großer in der Spekuliererbranche und Berater der Fondsgesellschaft Fidelity, Peter Lynch, hält sich auch daher immer an seine goldene Regel: „Ich gebe nie konkrete Aktientips.“ Hermannus Pfeiffer