Ökowegweiser für Konsumenten

■ Das einheitliche Gütesiegel für Biokost ist endlich fertig. Produkte aus Ökoanbau sollen damit aus ihrer winzigen Marktnische ausbrechen

Hamburg (taz) – Das bundesweit einheitliche Gütesiegel für Lebensmittel aus ökologischem Landbau hat jetzt eine offizielle Form. Ab dem Sommer soll es auf den Verpackungen von Gemüsebratlingen und Biowürstchen prangen und Konsumenten den rechten Weg in Sachen ökologischer Korrektheit weisen.

Wer seine Erzeugnisse mit dem neuen Wimpel schmücken will, muß sich den strengen Rahmenrichtlinien der Arbeitsgemeinschaft für ökologische Landwirtschaft (AgöL) unterwerfen. Denen zufolge müssen Landwirte wieder mit Mist düngen und hungrige Käfer ohne chemische Keule vertreiben. Kunstdünger und synthetische Pflanzenschutzmittel sind genauso verboten wie zuviel Chemie in der Wurst. Und damit sich das Vieh wohler fühlt, darf pro Weide nur noch eine festgelegte Anzahl von Kühen grasen.

Hintergrund der Einführung des Siegels durch die Centrale Marketing Gesellschaft der Agrarwirtschaft (CMA) und AgöL ist der Unmut über einen zu kleinen Marktanteil für Biokost. Die jetzigen zwei Prozent bei einem jährlichen Umsatzvolumen von rund 280 Milliarden sollen ausgebaut werden. Das neue Siegel, so CMA- Chef Wendelin Ruf, werde Klarheit über die angelegten Umweltstandards schaffen und das Vertrauen der Kunden in Sachen „Bio“ wecken. In Umfragen der FH Neubrandenburg ließen schon letztes Jahr zwei Drittel aller Supermarktkunden ein Interesse an Biokost durchblicken.

Als Haupthemmnisse nannten die Forscher der FH den Wust von Warenzeichen, hohe Preise und den oft weiten Weg in die Naturkostläden. Deswegen soll das neue Siegel heimischen Biobauern auch den Weg in normale Supermarktregale ebnen. Dort haben sich bislang überwiegend die Biomarken der großen Handelsketten eine Nische reserviert. Der Großteil der Biokost wird immer noch im Bioladen oder vom Bauern direkt an den Mann gebracht. Durch Bündelung der Vertriebswege und Marketingbemühungen sieht Ruf eine realistische Chance für Öko-Käse im Discountladen. Fest steht, daß sich auch die Handelsketten den neuen Öko-Engel anheften wollen. Die Handelskette Rewe will ihre Produktreihe „Füllhorn“ damit ebenso versehen wie Edeka sein Biogut-Fleisch. Rüdiger Haum