: Das Lächeln des Siegers
■ Hitzige Diskussion um Baupläne am Hafenrand / Anwohnerprotest geht weiter Von Heike Haarhoff
Oberbaudirektor Egbert Kossak (SPD) nahm es gelassen und mit dem Lächeln eines Siegers: Als „willfähriges Investoreninstrument“ und „Feind der Bürgerbeteiligung“, der seine bevorzugten Bauwerke „ebenso undemokratisch wie zu Zeiten der Monarchie“ durchsetze, empfinden ihn GegnerInnen der städtischen Planungen für den nördlichen Hafenrand. Rund 200 aufgebrachte Menschen zog es am Dienstag abend zur öffentlichen Plandiskussion des Bebauungsplan-Entwurfs „Altona-Altstadt 21“ mit Vertretern des Stadtplanungsausschusses und Politikern des Bezirks, Egbert Kossak und dem Architekten des umstrittenen Büll & Liedtke-Bürokomplexes am Holzhafen.
Nach zweieinhalb Stunden hatte der Oberbaudirektor seine lästige Bürgerpflicht hinter sich gebracht und konnte frohen Mutes von dannen ziehen. Denn daß die beiden knapp 30 Meter hohen B&L-Büro-Klötze mit einer Bruttogeschoßfläche von 35 000 bis 38 000 den Blick auf die Elbe versperren werden, ist längst zwischen Senat und Investoren ausgedealt: Die Anhandgabe des Grundstücks erfolgte bereits vor fünf Jahren, als Büll und Liedtke Ersatzansprüche für ein anderes Grundstück gegenüber dem Senat geltend machten; der Architektenwettbewerb ist auch längst abgeschlossen. Die Elbspeicher Große Elbstraße 27 und 39 und das Gebäude der ehemaligen Mälzerei Naefeke sollen aufgestockt werden; zwischen Carsten-Rehder-Straße und Buttstraße werden die Wohnhäuser als drei- bis viergeschossiges Wohngebiet festgesetzt.
Mit den Einwänden der am Hafenrand Lebenden kann sich jetzt der Stadtplanungsausschuß herumschlagen; am 31. Oktober wird er dazu in öffentlicher Sitzung Stellung nehmen. „Sollten sich Bezirk und Bürgerschaft gegen den Entwurf aussprechen, wird er selbstverständlich geändert“, versprach Kossak immerhin großmütig und glaubte es wohl selbst nicht. Übereinstimmend fordern die vier Bezirksparteien eine gesetzliche Sicherung des vorgesehenen Wohnungsanteils (20 bis 30 Prozent) am Hafenrand: So plant das Architektenbüro Störmer/Allsopp zwar in dem alten Speichergebäude an der Elbstraße neben dem Greenpeace-Gebäude 80 bis 100 frei finanzierte Wohnungen auf zwölf Etagen – das benachbarte Silo wird zum neungeschossigen Parkhaus umfunktioniert –, doch solange der Bezirk dem Vorbescheidsantrag nicht zugestimmt hat, gibt es keine Garantie für die Wohnungen.
Die Altonaer SPD ist mit dem Bauvolumen insgesamt einverstanden, fordert allerdings – wie die Statt Partei – einen höheren Wohnanteil und vor allem Wohnungen am Wasser. Die CDU wünscht sich einen „wasserseitigen Wanderweg“, und die GAL kritisiert, ebenso wie die BI Leben und Arbeiten am Hafenrand, die im Plan völlig fehlende Verkehrsplanung: Eine Schienentrasse für eine Straßenbahn entlang des nördlichen Elbufers fehlt, und auch sonst weist der Entwurf keinerlei Konzeption auf, wie die vielen Menschen, auf die Kossak hofft, täglich zu ihren Arbeitsplätzen gelangen sollen.
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