Hitler-Büste steht wieder zum Verkauf

■ Staatsanwaltschaft gab Hitler-Kopf von Breker zurück an Auktionshaus / Die Büste soll nicht mehr versteigert werden / Interessenten können sich vormerken lassen

Staatsanwalt Uwe Picard mußte dieser Tage eine Entscheidung treffen, die ihm nicht leichtgefallen ist. Picard, bei der Bremer Staatsanwaltschaft zuständig für politische Straftaten, hat die Hitler-Büste von Arno Breker (1900 bis 1991) an das Auktionshaus Bolland & Marotz zurückgegeben. Die Auktionäre wollten die Büste Ende 1997 für 13.000 Mark auf ihrer „Nikolaus-Versteigerung“ verkaufen und boten den Kopf vorher mit einem großformatigen Foto in ihrem Katalog an. Picard beschlagnahmte die Büste. Sowohl das Amtsgericht als auch das Landgericht gaben ihm recht. Die Büste sei aller Wahrscheinlichkeit nach auf unrechtmäßige Weise erworben worden, so die Einschätzung der Richter. Trotzdem mußte die Staatsanwaltschaft die Büste jetzt wieder herausgeben – die Herkunft des Kopfes kann nicht geklärt werden. Daß der Hitler-Kopf unrechtmäßig erworben wurde, ist zwar wahrscheinlich. Die Frage von wem und wann, konnte allerdings nicht geklärt werden.

Das Auktionshaus Bolland & Marotz hatte die Büste von dem Hamburger Antiquitätenhändler André Hüsken in Kommission genommen. Hüskens Name hat bei Antiquitätenhändlern einen besonderen Klang. Er wurde 1989 zu zwei Jahren auf Bewähung verurteilt, weil er NS-Dokumente verkauft hatte, die aus dem Document-Center in Berlin gestohlen worden waren. Er habe sich „einer schlimmen Erscheinungsform der kommerziellen Verwertung“ schuldig gemacht, hielt ihm der Richter bei der Urteilsbegründung vor.

Nach der Beschlagnahmung der Hitler-Büste leitete die Bremer Staatsanwaltschaft gegen Hüsken ein Verfahren wegen des Verdachts der Hehlerei ein. Das Verfahren wurde wegen des möglichen Tatorts an die Hamburger Staatsanwaltschaft abgegeben. Dort stellte man das Verfahren gegen Hüsken ein. Der Verdacht, daß er die Büste möglicherweise auf unrechtmäßige Weise erworben hat, läßt sich nicht beweisen. Hüsken behauptet, er habe die Büste vor vier Jahren auf dem Dachboden seines Onkels gefunden. Der Onkel lebt mittlerweile in einem Pflegeheim und ist nicht vernehmungsfähig.

Zur gleichen Zeit lief auch in Bremen ein Verfahren gegen das Auktionshaus Bolland & Marotz wegen des Verdachts auf Hehlerei. Als das Verfahren gegen Hüsken eingestellt wurde, hatte sich auch das Verfahren gegen Bolland & Marotz erledigt.

Daß die Büste, wie zunächst angenommen, aus der Berliner Reichskanzlei stammt, ist eher unwahrscheinlich. Der Kopf ist dafür zu groß. Auch der Hinweis, daß die Büste aus Dresden kommt und dort 1936 im Luftgau-Kommando 4 stand, läßt sich nicht mit letzter Sicherheit beweisen, auch wenn einige Hinweise dafür sprechen.

Der Hitler-Kopf mußte darum nach Einstellung der Verfahren an den letzten „Gewahrsamnehmer“, wie es im Juristendeutsch heißt – also an das Auktionshaus Bolland & Marotz – zurückgegeben werden. Die Auktionäre könnten die Büste jetzt wieder mit Foto in ihren aktuellen Katalog aufnehmen. Die Gerichte sind der Auffassung, daß das keine Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ist. Bolland & Marotz hat daran allerdings kein Interesse. Die Büste soll zwar noch verkauft werden, „aber mit Sicherheit nicht auf einer Auktion“, erklärt eine Mitarbeiterin. „Wir haben genug Ärger gehabt, das wollen wir uns nicht noch einmal antun.“ Aber: „Sie können sich vormerken lassen.“ Kerstin Schneider