Schwere Vorwürfe

■ Londoner Gutachten belastet UKE-Ärzte

Neue, schwere Vorwürfe im „UKE-Strahlenskandal“ werden in einem Gutachten erhoben, das der Patientenanwalt Wilhelm Funke gestern zusammen mit dem gesundheitspolitischen Sprecher der GAL, Peter Zamory, vorstellte. Darin hält der Londoner Strahlenbiologe, Klaus-Rüdiger Trott, den Ärzten im UKE schwere Verstöße gegen „grundlegende Prinzipien einer Strahlentherapie bei der Behandlung von Speiseröhrenkrebs um 1990“ vor und hegt „Zweifel an der strahlentherapeutischen und strahlenbiologischen Professionalität der beteiligten Ärzte.“

Damit nimmt der „Skandal“ eine neue Wende: Es geht nicht mehr darum, ob die 16 PatientInnen einer „unerlaubten Patientenstudie“ unterzogen wurden – vielmehr geht Trott davon aus, daß es sich um ein akzeptiertes Verfahren handelte. Er kritisiert auch nicht das theoretische Behandlungskonzept einer simultanen Radio-Chemotherapie. Der Strahlenbiologe prangert statt dessen die Umsetzung an.

Zu seinem Urteil gelangte Trott anhand der Patientenakte einer bereits verstorbenen, damals 54jährigen, krebskranken Frau. Sie war Ende 1990 im UKE bestrahlt worden. Bereits während des Therapieverfahrens sei es zu schweren Schleimhautentzündungen der Speiseröhre gekommen. Danach ist die Patientin zwar noch im UKE operiert worden, verstarb aber kurze Zeit nach der Operation.

Die angewandte Methode, so der Patientenanwalt, sei zwar laut Trott „sehr elegant“, setze aber eine strenge individuelle Planung der Dosierung bei jedem einzelnen Patienten und strenge Kontrolle in kurzen Zeitabständen voraus, um Überdosierungen zu vermeiden. „Es wird daher völlig unbegreiflich bleiben, wie das gleiche Schema noch bei einer Vielzahl von Patienten durchgeführt werden konnte, obwohl gleich ungewöhnlich schwere Nebenwirkungen auftraten“, so Funke. Und das trotz der Beteiligung mehrerer Kliniken des UKE an dem Gesamtbehandlungskonzept

Die Stellungnahme der Wissenschaftsbehörde zu dem Gutachten war dahingehend, daß sie selbst einen Münchner Strahlentherapeuten mit einem Gutachten beauftragt habe, das Ergebnis stehe aber noch aus, so Pressesprecher Thomas-Maria Janssen. Denn bereits bei der Klärung der Frage „Studie oder nicht Studie“ hätten sich Unregelmäßigkeiten in der Behandlungsmethode angedeutet.

Patricia Faller