Bahn baut Stellen ab

■ 60.000 weniger Stellen bei der Bahn. Gewerkschaft entsetzt und zu allem bereit

Frankfurt/Berlin (rtr/taz) – Die Deutsche Bahn AG will bis zum Jahr 2003 fast 60.000 Arbeitsplätze abbauen. Die Zahl der Beschäftigten solle von heute über 250.000 auf rund 193.000 Mitarbeiter sinken, berichtet der Spiegel unter Berufung auf ein internes Papier der Bahn. Der Stellenabbau solle durch „volle Ausschöpfung des Potentials aus Vorruhestand und Fluktuation“ erreicht werden. Ein Sprecher der Deutschen Bahn AG lehnte es ab, sich zu den genannten Zahlen zu äußern. Die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) kritisierte den geplanten Stellenabbau als „völlig überzogen“.

Außerdem habe die Bahn bislang nicht mit den Arbeitnehmervertretern gesprochen, sagte ein Sprecher der GdED. Da die Stimmung unter den Eisenbahnern nicht gut sei, seien sie zu Protesten bereit. Die Gewerkschaft biete der Bahn ein Beschäftigungsbündnis an, das unter anderem die Umwandlung von Urlaubsgeld oder Zuschlägen in Freizeit vorsieht. Erst im Oktober hatte die Gewerkschaft durchgesetzt, daß die Bahn AG bis Ende 2002 keinen Mitarbeitern betriebsbedingt kündigt. Im Dezember war durchgesickert, daß die Bahn in diesem Jahr 18.000 Arbeitsplätze abbaut.

Darauf berief sich gestern auch ein Sprecher der Bahn, dementierte aber nicht die Zahl von 60.000. Die genaue Entwicklung des Personalbestandes hänge aber vom Geschäftsverlauf ab. „Darüber hinaus gibt es bei der Bahn wie in jedem Unternehmen selbstverständlich eine mehrjährige Planung“, sagte er. Diese mittelfristige Planung habe der Aufsichtsrat beraten und genehmigt. Da im Aufsichtsrat auch die Vertreter der Arbeitnehmerschaft säßen, sei diesen auch die mehrjährige Planung bekannt.

Angaben über den geplanten Stellenabbau lehnte der Sprecher ausdrücklich ab: „Wir nennen keine Planzahlen.“ Die Planungen seien auch nur eine Grundlage für die weiteren Annahmen. „Was tatsächlich passiert, bestimmt der Markt“. Am Montag finden bereits erste Gespräche zwischen Bahn-Geschäftsführung und der Gewerkschaft über die Entwicklungen bei den Instandhaltungswerken statt. ufo