■ Neulich in der Kulturhauptstadt
: Eine Fahnensache

Das Wort „Piefke“ ist laut Duden in Österreich eine abwertende Bezeichnung für ÄNordÜDeutsche. Es sollte deshalb in einer norddeutschen Zeitung genauso wenig benutzt werden wie das dazugehörige Adjektiv „piefig“, zumal es mit Bremen jetzt ganz steil aufwärts geht. „Die ganze Stadt wird ab diesem Wochenende mit ,Jekyll & Hyde'-Fahnen beflaggt“, meldeten so und ähnlich nahezu alle Bremer Anzeigenblätter und kündigten „einen großen Schaufensterwettbewerb von Innenstadtgeschäften“ an. Doch die ganze Stadt ist offenbar nicht die ganze Stadt, denn fast die ganze Stadt war am Wochenende ziemlich fahnenfrei. Wo hängen sie denn, die Flaggen, fragten wir zum Wochenende ...

Udo Brandes (Bremer Marketing GmbH): „Die werden wohl gerade noch aufgehängt, wir haben damit aber nichts zu tun.“

Torsten Haar (Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft, HVG): „Die hängen in der Stadt, aber fragen Sie doch mal bei der Neuen Metropol nach, denn wir haben damit nichts zu tun.“

Stefan Jötten (Jekyll & Hyde, Neue Metropol): „Die hängen in der ganzen Innenstadt, aber fragen Sie doch mal bei der City Initiative nach, die machen das.“

Falko Kerkhoff (City Initiative): „Die hängen an allen Fahnenmasten der Städtereklame in der City. Ab Montag dürfen wir auch auf den Marktplatz. Der darf immer nur von Montag bis Montag beflaggt werden, aber wir sind froh, daß wir ihn beflaggen können.“

Mit badehandtuchgroßen Fähnchen bewirbt Bremens Handel ab heute auch auf dem Marktplatz seinen Aufbruch in eine neue Ära touristischer Vermarktung. Denn das Musical bildet nach Auskunft der Verantwortlichen den Schwerpunkt zum Anlocken neuer Besucherströme, bis weitere touristisch attraktive „Module“ Schlachte und das Besucherzentrum der Dasa hinzukommen. Das haben sich auch die Geschäftsleutein der Bremer City zu eigen gemacht. 18, in einem Wort: achtzehn, Geschäfte machen beim „großen ,Jekyll & Hyde' Schaufenster-Wettbewerb“ mit. „Wissen Sie“, sagt Falko Kerkhoff von der City-Initiative, „so eine Dekoration kostet zwischen 500 und 3.000 Mark. Und mir ist Qualität lieber als Quantität.“

Gut, daß wir die Worte „Piefke“ und „piefig“ nicht mehr benutzen. Nie mehr. ck