■ Filmstarts a la carte
: Monster-Model

Eines dieser schleimigen H.R.- Giger-Monster im hübschen Modelkörper von Natasha Henstridge zu verstecken, gehörte im Genre des Horrorfilms sicher zu den nettesten Ideen seit langem. Henstridges Mensch-Monster in „Species“ war dann ja auch nicht wirklich böse, sondern einfach frei von Unrechtsbewußtsein und neugierig auf die Welt. In Peter Medaks Sequel „Species II“ werden die sexhungrigen Außerirdischen diesmal von den Astronauten einer Marsmission auf die Erde eingeschleppt, derweil das frisch geklonte Mädchen mit den Alien-Genen (man erinnere sich: das erste wurde vernichtet) vor allem hinter dicken Glasscheiben im Labor herumsitzt, was ihrer Lebenslust dann doch ein wenig abträglich erscheint und dem Film einen Touch trashiger Traurigkeit verleiht. Da sich jedoch Michael „Macho“ Madsen und Marg Helgenberger in gewohnter Manier screwballartig durch die Monsterjagd-Handlung eiern, bleibt letztlich – und meist etwas unfreiwillig – doch kein Auge trocken und kein Alien am Leben.

„Species 2“ 18.2.-24.2. im Rollberg 5

Frauen in der Identitätskrise zeigt – nein, nicht Ingmar Bergman – der Disney- Zeichentrickfilm „Mulan“ von Barry Cook und Tony Bancroft. Die junge Chinesin Mulan hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden: Mit dem Heiraten klappt es nämlich nicht, weil von Mädchen im Fernen Osten so seltsame Dinge wie Gehorsam und Mundhalten verlangt werden. Und die Karriere als „männlicher“ Rekrut der kaiserlichen Armee gedeiht nur, solange niemand von ihrer wahren Identität erfährt. Was insbesondere beim Baden mit den Kameraden gewisse Probleme aufwirft. Dafür spuckt, prügelt und flucht Mulan mit den anderen Soldaten um die Wette – ganz ihrer Vorstellung von dem verhaftet, was Männer eben angeblich so tun. Elegant in der Zeichnung – inspiriert von chinesischer Kalligraphie, japanischen Samuraifilmen und europäischen Chinoiserien – und ausgesprochen witzig im Detail macht sich „Mulan“ über auch bei Disney lange gehegte geschlechtspezifische Rollenklischees lustig. Nicht nur für Kinder geeignet.

Mulan“ 18.2.-19.2., 22.2- 24.2. im Eiszeit 2; und in div. anderen Kinos

Um das Publikum dieser Tage jenseits der Berlinale ins Kino zu locken, muß man schwere Geschütze auffahren. Zum Beispiel den Klassiker des deutschen Films, Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. Neben vielen anderen Aspekten, die hier aus Platzgründen einfach unerwähnt bleiben, beeindruckt immer wieder, wie Lang dem Zuschauer einen pathologischen Kindermörder schrittweise vertraut macht: Anfangs ist er lediglich der schwarze Mann in einem Kinderreim, dann der Schatten auf einem Plakat. Beim Ansprechen eines Kindes ist seine Stimme zu hören, man spürt seine Erregung (immer wenn er „In der Halle des Bergkönigs“ aus Edvard Griegs Peer-Gynt-Suite pfeift) und sieht ihn erstmals von hinten als er einen Ballon für das Mädchen kauft. In der nächsten Sequenz zeigt ihn die Kamera bereits in seinem Zimmer, sein Gesicht wird erstmals in einem Spiegelbild enthüllt. Und so wird von Mal zu Mal immer etwas mehr von ihm und über ihn preisgegeben – bis zum großen Finale, wenn der Mörder (Peter Lorre) in seiner langen Verteidigungsrede vor dem Ganoventribunal in einem außerordentlichen Gefühlsausbruch seine Qualen und seine Getriebenheit verdeutlicht.

„M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ 20.2.-22.2., 24.2. im Filmkunsthaus Babylon

Lars Penning