Burg der Chinesen

■ Trotz Asienkrise: Hamburg wird zu Chinas größtem Standort in Europa

Mit mittlerweile mehr als 200 chinesischen Firmen ist Hamburg heute Chinas Wirtschaftsstandort Nummer eins in Europa. Allein 26 Unternehmen aus dem Reich der Mitte konnte die Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF) im vorigen Jahr zu einer Neuansiedlung bewegen. HWF-Chef Dietmar Düdden glaubt gar feststellen zu können, „daß wir von der Globalisierung der Wirtschaft wie kaum ein anderer Standort profitieren“.

Selbst aus der Asienkrise läßt sich da noch Honig saugen, wie HWF-Sprecher Thomas Erich erläutert: „Viele asiatische Staaten starten gerade jetzt eine Exportoffensive, da sie Probleme auf ihren heimischen Absatzmärkten haben.“ Voraussetzung ist allerdings, daß die jeweilige Wirtschaft genügend Substanz hat, wie beispielsweise die von Japan, Taiwan oder der Volksrepublik China. Die indonesische Wirtschaft dagegen ist regelrecht zusammengebrochen – da geht kaum noch etwas.

Der besondere Charme Hamburgs für chinesische Wirtschaftsunternehmen ist nach Auffassung der HWF allerdings nicht allein in Hamburgs Ostasientradition und der Existenz des Hamburger Hafens begründet. „Die hamburgische Mentalität, zunächst eher auf Distanz bedacht, dann aber auf stabile Freundschaft ausgerichtet, kommt den Chinesen sehr entgegen“, meint Erich.

Für besonderes Vergnügen bei den Wirtschaftswerbern der HWF sorgt aber die chinesische Übersetzung von Hamburg: Han Boa heißt rückübersetzt „Burg der Han“. Da die Han der größte chinesische Volksstamm sind, belassen es die HWF-Texter auch gerne gleich bei der Übersetzung Hamburg als „Burg der Chinesen“.

Florian Marten