Überführung: Auf Umwegen in die kurdische Heimat

■ Heute morgen werden die Särge mit den drei kurdischen Toten nach Ankara gebracht

Heute früh um 6.35 Uhr beginnt die Überführung der drei bei der versuchten Besetzung des israelischen Generalkonsulats erschossenen Kurden in ihre Heimat. Dies bestätigte gestern der Anwalt der Familien, Dieter Hummel.

Der Lufthansaflug LH2405 bringt die Toten, derer gestern von rund 10.000 Kurden bei einem Trauermarsch in Berlin gedacht wurde, vom Flughafen Tegel zunächst nach Frankfurt/Main. Dort werden die Särge in einen Airbus umgeladen, der um 12.45 zum Direktflug in die Türkei startet. Um 17 Uhr sollen die Särge Ankara erreichen, um dort von Familienmitgliedern in Empfang genommen zu werden. Die Lufthansa selbst wollte keine offizielle Stellungnahme abgeben. „Särge sind für uns keine außergewöhnliche Fracht“, sagte ein Sprecher gestern.

Der Weitertransport in die Heimatorte der drei solle dann mit privaten Bussen geschehen, wie die Demokratische Emigranten- Union (DEU) berichtete, die den Transport organisiert. Ahmed Acac (24) und Mustafa Kurt (29) werden in ihren Heimatort Antip gebracht, die 18jährige Sema Alp wird in Batman beigesetzt.

Nach den Plänen der Angehörigen sollten die Toten bereits gestern über Istanbul überführt werden, die Fluggesellschaft Turkish Airlines hatte jedoch den Transport mit Hinweis auf unzureichende Laderaum-Kapazitäten verweigert. Allerdings, so Hummel, gebe es hier keine Anzeichen dafür, daß politischer Druck auf die Airline ausgeübt wurde.

Wie der Anwalt weiter erklärte, solle der Transport nicht nur von Angehörigen, sondern auch von deutschen Beobachtern begleitet werden, um Schutz vor etwaigen Repressionen in der Türkei zu geben. Die Familien der Toten selbst hatten dringend um die Teilnahme deutscher Medienvertreter gebeten. „Wir gehen davon aus, daß es noch Probleme mit den türkischen Behörden geben wird“, sagte gestern eine Sprecherin der DEU gegenüber der taz. Auch der kurdische Grünen-Abgeordnete Riza Baran befürchtet Repressionen der türkischen Behörden bei der Überführung. Christoph Rasch