Künstliche Befruchtung für Nichtverheiratete

■ Italiens Parlament verabschiedet neues Gesetz. Adoptionsrecht für Homos in Vorbereitung

Rom (taz) – Mit einer Querbeet-Koalition, die von ganz rechts bis ganz links reichte, hat Italiens Abgeordnetenkammer ein neues Gesetz zur künstlichen Befruchtung verabschiedet, das diese auch nichtverheirateten Paaren ermöglicht. Die Vorlage, die vor Wochen bereits einmal gescheitert war und heftige Reaktionen einschließlich des Rücktritts der parlamentarischen Berichterstatterin nach sich gezogen hatte, kam trotz des massiven Protestes der katholischen Kirche und der männlichen Teile der Ultrarechten durch. Sie muß nun noch den Senat passieren, wo die BefürworterInnen aber über eine Mehrheit verfügen.

Die Reformer des Eherechts wollen dabei aber nicht stehenbleiben. Als nächstes wollen sie sich das Adpotionsrecht vornehmen und auch hier die „Còppie di fatto“, also faktische Lebensgemeinschaften, berechtigen, Kinder anzunehmen. Das soll, so die Vorstellungen einer Mehrheit der VorkämpferInnen, auch gleichgeschlechtliche Paare betreffen. Weitere Schritte sind die Reform des Pensionsrechts und der Sozialfürsorge für Nichtverheiratete. Die meisten der Frauen im Abgeordnetenhaus waren in Jeans erschienen – als Zeichen des Protestes gegen ein Urteil des Obersten Gerichtshofes. Er hatte vor zwei Wochen eine Vergewaltigung auch deshalb angezweifelt, weil die Frau hautenge Jeans getragen hatte, die, nach Einschätzung der Richter, „nicht ohne weiteres vom Körper gezogen werden können“ und die Hose keine Kampfspuren oder Risse aufwies. Seither gärt es, wo die Geschlechterbeziehungen auf der Tagesordnung stehen. Auch Alessandra Mussolini, Enkelin des Faschistenführers und Mitglied der rechten Nationalen Allianz, hatte sich dem Votum für das Befruchtungsrecht angeschlossen. Ihr Parteichef Gianfranco Fini und Silvio Berlusconi waren der Abstimmung aus Angst vor Beschimpfungen aus den eigenen Reihen ferngeblieben. Das Sprachrohr des Vatikans, der Osservatore Romano, beurteilte die Abstimmung als „skandalös, gegen die Ehe gerichtet und abseits jedes Gedankens an wirkliche Liebe zwischen den Geschlechtern“. Werner Raith