Scheißegal, ob das Kunst ist

■ Hauptsache, es flimmert: Janoschs Bilder, Bücher und die Tigerente auf Regenschirmen und Pappnasen in der Stabi am Potsdamer Platz

Oh, wie schön ist Panama! Der kleine Tiger und der kleine Bär beschließen, eine Reise ins traumhafte Land anzutreten. Sie ziehen los, lassen die Heimat hinter sich und laufen doch nur im Kreis herum. So kommen sie schließlich wieder nach Hause, erkennen es gar nicht, aber eins ist klar: Hier ist es schön, so schön wie in Panama.

Kann es sein, daß das vielleicht schönste Buch von Janosch schon 21 Jahre alt ist? Ja, damit sind schon zwei Generationen aufgewachsen. Sofern diese zum Buch griffen. Das müssen viele Menschenkinder getan haben, schließlich hat allein „Oh, wie schön ist Panama“ inzwischen seine 35. Auflage erreicht. Außerdem gab es dafür den Deutschen Jugendbuchpreis. Es wurde also Zeit, eine prima Ausstellung zu basteln, wie Janosch das wohl formulieren würde.

Die Staatsbibliothek Berlin tat gut daran, die vom Museum „Ostdeutsche Galerie Regensburg“ konzipierte Schau ins Haus an der Potsdamer Straße zu holen, stehen doch in der Kinder- und Jugendbuchabteilung mehr als 140.000 Bände, davon nicht wenige des produktiven Kinderbuchautors und Illustrators. Seit 1960 wurden seine in Millionenauflagen erschienenen Bücher für kleine Menschenkinder – rund 150 verschiedene Titel in unterschiedlichen Ausgaben – in 30 Sprachen übersetzt. Das kann man im Katalog nachlesen und in den Vitrinen überprüfen, denn da liegen Bücher auf Französisch, Englisch und Russisch.

Außerdem schrieb Janosch 15 Romane und Erzählungen für Erwachsene, malte Bilder in Öl, schuf Radierungen für große Menschenkinder. Und dann gibt es da noch Zeichentrickfilme, Kassetten, CDs und unzählige Janosch-Produkte, zum Beispiel die Tigerente als Regenschirm, Schultüte, Haarspange, Pappnase gar. Fehlt bloß noch das Tigerenten-Toilettenpapier. Den anderen Janosch-Figuren ergeht es genauso. Als Lodenfilzpuppe sehen Tiger und Bär richtig blöde aus, in der Schneekugel dagegen machen sie sich gut. Janosch hinten, Janosch vorne, da wird einem fast schwindlig.

Die Ausstellung zeigt (wenn wohl auch unfreiwillig), wie die perfekte Vermarktung von Kinderlieblingen aussieht. Das ändert aber nichts daran, daß die Geschichten und Bilder des heute 68jährigen einfach wunderbar sind. „Ich male gern mit Gold und Glimmer, weil mich das beglückt“, schreibt Janosch im Katalog. „Die Sonne kann sich darin spiegeln, und es ist mir scheißegal, ob das Kunst ist oder nicht. Hauptsache, es flimmert.“ Andreas Hergeth

Bis 27. März, Mo.–Fr. 10–20, Sa. 10–17 Uhr, Staatsbibliothek, Potsdamer Straße 33, Tiergarten