Wohnraum ging nicht an Mieter

■ Wohnungsbaugesellschaft räumt Fehler bei Verkäufen ein

Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) hat nach massiven Vorwürfen zugegeben, Wohnungen an kaufwilligen Mietern vorbei an Zwischenerwerber veräußert zu haben (die taz berichtete). Mit dieser Praxis verstieß die WBM gegen einen Beschluß des Abgeordnetenhauses aus dem Jahre 1994. Er sah vor, Wohnungen vorrangig an Mieter zu verkaufen.

WBM-Geschäftsführer Karl- Heinz Schmidt räumte gestern ein, bei den Hausverkäufen des letzten Jahres die Mieter generell nicht mehr gefragt zu haben, ob sie ihre Wohnung erwerben möchten. Es sei „unseriös, mit Mietern darüber ins Gespräch zu kommen“, sagte Schmidt, denn ein Kauf sei aufgrund der angeblichen hohen Sanierungskosten für Mieter nicht zumutbar. Zudem sei keine Zeit mehr geblieben, da Ende letzten Jahres die Sonderabschreibungen Ost für Investoren ausliefen.

Nun sollen die Verkäufe der WBM erneut untersucht werden. Für das Objekt „Wöhlertgarten“ versprach Schmidt die Rückabwicklung des Verkaufes. Es sei „nicht ausgeschlossen, daß die Mieter ein finanzierbares Konzept einer Teilsanierung entwickeln“, angestrebt sei außerdem die Inanspruchnahme von Fördermitteln.

Unklar ist die Zukunft des ehemaligen WBM-Komplexes Reinhardtstraße/Am Zirkus. Dort plant der jetzige Besitzer Luxusmodernisierungen, obwohl die Mietverträge der WBM dies ausschließen. „Wir befinden uns im Prozeß der Wahrheitsfindung“, sagte Schmidt. Nun will er ein Gespräch zwischen den Mietern und dem Käufer vermitteln. Ulrike Steglich