Musik für die Wüste

■ Surfmusik ohne Gitarren: Die finnischen Aavikko verwirrten im Fundbureau

„Direct from Siilinjärvi“, verheißt das Leuchtelektroden-Laufband über der Bühne, und der Kenner nickt: Das doppelte i, der Umlaut und die Endung verweisen auf die Herkunft des Trios Aavikko. Irgendwo in der Mitte Finnlands, umgeben von einer Hundertschaft Seen, auf halbem Weg zwischen Helsinki und dem Polarkreis, liegt der Heimatort der drei. Nicht gerade „Bright Lights, Big City“. So erklärt sich der Bandname – Wüste: Sonne wäre schön, vor allem in langen Winternächten, Wärme, um der heimatlichen Einöde zu entfliehen.

Daß aus dem nordeuropäischen Staat seltsame und nie gehörte Musik kommt, ist ja bekannt. Warum das so ist, weiß niemand, aber am Montag abend im gleich zweimal ausverkauften Fundbureau bekamen die Zuhörer eine Ahnung davon. Der entspannte Umgang mit der eigenen musikalischen Vergangenheit und der der Eltern erzeugte eine Stile durcheinanderwirbelnde Mischung. Finnischer Tango und Volksweisen, Hardrock amerikanischer Prägung und arabische Filmmusik werden vorurteilsfrei ineinander komponiert. Das ist finnische Tradition: Anderer Leute Musik wird nicht bewertet, sondern fließt in die eigene ein.

So klangen Aavikko in ihren besten Momenten wie eine Surfband, die ihre Gitarren vergessen hatten und statt dessen mit Orgeln auskommen mußten. Das melodische Repertoire ist entsprechend weit gespannt. Das live gespielte Schlagzeug gibt den knalligen Rautalanka-Rhythmus vor, die finnische Variante von Surf-Music, und die semi-automatischen Farfisas leiern dazu eine orientalische Weise. Musik für die Wüste eben. else