Organschäden

■ PDS gibt „Neuem Deutschland“ neue Chefs

Da hat sich selbst Geschäftsführer Wolfgang Spickermann, seit Monaten im Machtkampf mit Chefredakteur Reiner Oschmann um das PDS-eigene Neue Deutschland, gewundert: „Es sah alles aus, als ob Oschmann Sieger ist. Und plötzlich wirft er das Handtuch. Da war ick überrascht“. Die dreiköpfige Chefredaktion des Blattes hatte am Dienstag ihren Abgang erklärt, die Partei hat ihn quittiert, und jetzt scheint der Geschäftsführer der Sieger, obwohl er doch selbst gekündigt hatte. Doch „meine Kündigungsgründe haben sich fast erledigt“, sagt Spickermann nun, „insofern stehe ich wieder zur Verfügung“.

Es war ja aber nicht nur ein Kampf zweier Männer bei der unter „permanenten Auflagenverlusten“ (Geschäftsführer Spickermann) leidenden „sozialistischen Tageszeitung“ (derzeit noch rund 65.000 Käufer), sondern ein Kampf zweier Linien. Verlierer Oschmann wollte eine „pluralistische linke Tageszeitung“ aus dem Blatt machen, das noch immer voller Parteinachrichten ist. Spickermann wollte „näher an den Leser“, weil er („es ist nichts mehr rauszuholen“) täglich auf die rasant sinkenden Erlöse des Blattes blickte, von dem die PDS hartnäckig bestreitet, das es defizitär ist. Viele aber glaubten Spickermann meine „noch näher an die Partei“. Jetzt ist der Mann (übergangsweise, heißt es) Redaktionsleiter.

Was aber will die Partei? Sprecher Hanno Harnisch kann nichts sagen, Geschäftsführer Dietmar Bartsch, der nach internen Angaben eine Dreiviertelmillionen pro Jahr in das ND buttert, sagt, daß Oschmans Niederlage „nicht meine Wunschvorstellung“ war, andererseits aber „Freiraum geschaffen hat“. Nun werde er „zum 1.April eine Neubesetzung vornehmen“. Die „habe ich schon im Kopf“, so Bartsch. Es solle „drei bis vier“ neue Chefredakteure geben, die zumindest teilweise aus der Redaktion requiriert werden. Die künftige Linie des ND aber bleibt unklar – die soll eine zusammengewürfelte Kommission finden, die sich heute erstmals trifft. Hauptziel, so ein Mitglied, „daß das ND wirtschaftlich werden muß und „daß es nicht weiter verliert“. lm