Zuviel getrickst beim Trickfilmzentrum?

■ Das HDO, auch Ruhrpott-Hollywood genannt, bringt die NRW-SPD in die Bredouille. Erstmals mußte Ministerpräsident Clement vor dem HDO-Untersuchungsausschuß aussagen

Düsseldorf (taz) – „Ist das nicht eine herrliche Sitzung?“ fragte Laurenz Meyer in der Mittagspause die Parteikollegen, und die bekundeten eifrig Zustimmung. Zweieinhalb Stunden lang hatte Meyer zuvor den NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD) zu einer Affäre befragt, die die CDU bereits als „größten Wirtschaftsskandal unseres Bundeslandes“ handelt – und die nur noch unter einer unheilschwangeren Abkürzung rangiert. HDO.

Diese drei Anfangsbuchstaben für das Trickfilmzentrum High Definition Oberhausen stehen seit letztem Sommer weniger für qualitativ hochwertige Leinwandeffekte, sondern eher für schmutzige Tricks beim Absahnen öffentlicher Fördergelder. 117 Millionen Mark hat das „Ruhrpott-Hollywood“, wie Clement sein Prestigeobjekt Investoren schmackhaft zu machen versuchte, den Steuerzahler gekostet. Gleichzeitig sprangen aber nur 22 Arbeitsplätze dabei heraus. Zu wenige Jobs für zuviel Geld, das bemängelt auch der grüne Koalitionspartner schon lange.

Für die oppositionelle CDU aber steckt bei HDO, das letzten Dienstag an ein amerikanisch-israelisches Firmenkonsortium verkauft wurde, noch Schlimmeres dahinter: ein Subventionsskandal der Extraklasse, in den Clement persönlich verstrickt sein soll. „Schließlich geht es nicht an, daß bei fast jedem HDO-Vermerk Clements Name daruntersteht, er aber kaum an Firmenkonferenzen teilgenommen hat“, meint Meyer.

Der Ministerpräsident, der gestern erstmals als Zeuge vorgeladen war, wiegelte vor dem Untersuchungsausschuß jedoch gewohnt lapidar ab. Darin, daß sich alle HDO-Beteiligten schriftlich und in vertrauensvollem Du-Ton zunächst an ihn gewandt hätten, daraus könne er kein Vergehen ableiten. „Was ist das Problem daran?“ fragte Clement gleich mehrmals, schließlich sei er fast von Anfang an mit dem Aufbau von HDO vertraut gewesen: erst als Chef der Staatskanzlei unter Rau, dann ab 1995 als Wirtschaftsminister. „Bezogen auf die Landesregierung“ gebe es keine Hinweise auf einen Betrug.

„Der entscheidende Fehler bei HDO war“, räumte Clement lediglich ein, „daß wir damit nicht gleich auf dem internationalen Markt nach Investoren gesucht haben.“ Meyer, der frischgekürte Fraktionsführer der CDU in NRW, und seine Mitstreiter in der Partei wittern nach über 30 Jahren Opposition mit HDO aber Morgenluft. „Wolfgang Clement liefert uns eine Vorlage nach der nächsten“, höhnt der CDU-Politiker aus Hamm und prophezeit, „die CDU wird bei der nächsten Landtagswahl stärkste Partei.“ Gisa Funck