■ Kaufstrategie: Journalisten becircen
Auf dem Weg zu Lyons Bürgermeister Raymond Barre blieb unlängst der Aufzug stecken. Darin vorübergehend gefangen: sechs Journalisten und zwei Manager des französischen Konzerns Vivendi. Trotz der unvorgesehenen Nähe freilich blieben viele Reporterfragen unbeantwortet.
So unterschied sich die von Vivendi gesponserte Journalistenreise nicht von anderen, ähnlich informationsarmen Veranstaltungen. Drei der sechs Firmengruppen, die sich um den Kauf der Wasserbetriebe bewerben, luden unlängst Mitarbeiter von Print- und elektronischen Medien zu Trips ins Ausland ein.
Der britische Konzern Severn Trent finanzierte eine Reise nach Birmingham, Vivendi zwei Tage unter anderem nach Lyon, Thyssen- Krupp einen Abstecher zu einem englischen Schloß. Die Bewirtung fiel meistens sehr großzügig aus, das Hotelzimmer durfte 400 Mark kosten. Während der obligatorischen Plauderrunden gaben sich die Konzernchefs jedoch in der Regel zugeknöpft – zumindestens, was konkrete Aussichten für die Zukunft der Wasserbetriebe anging. Sie benahmen sich eher wie PR-Spezialisten, die noch das letzte Klärwerk als richtungweisenden Coup auf dem Weltmarkt darstellen.
Ihr gemeinsames Kalkül: Kommt ihre Firma in der Berichterstattung öfter vor, noch dazu in positivem Zusammenhang, steigen die Chancen ihrer Bewerbung. koch
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