■ Vorlauf: Enttäuschend echt
„Das Clubschiff“, 1. Folge, 20.15 Uhr, RTL
Wir kennen das ja. Papi nervt mit der VHS-Kamera. Epische Schwenks über dümpelnde Fischerboote: „Hier sind wir in Lass Palmass“. Müssen Urlaubsvideos immer so langweilig sein?
Kommt aufs Zusammenschneiden an, dachte sich RTL. Nach dem Vorbild der Kreuzfahrt-Doku-Soap „Galaxy“, einem Quoten-Supertanker der BBC, startet heute „Das Clubschiff“ der Kölner.
Drehort ist das schwimmende Äquivalent zum Disko-Bademekka Lloret de Mar – das „Clubschiff Aida“. Auf diesem Pauschal-Pott kann auch der Last-minute-Low-budget-Tourist mal für 2.345 Mark durchs Mittelmeer schippern. Alles inklusive: Essen, Trinken, Ringelpiez mit Anfassen. RTL nennt das „innovative Urlaubsphilosophie“: „Hier werden Schicksale und Emotionen sichtbar, wie sie jeder von uns erleben kann.“
„Nicht daß wir ein Liebesschiff sind, aber im Endeffekt gehört das dazu“, erklärt Clubchef Ernie. Und siehe da: Tänzer mit Kollegin, Steward mit Passagier. Pro Folge ein neues Pärchen. Hier geht es um Gefühle. Echt Soap eben. Sympathie respektive Schadenfreude kommt aber erst auf, wenn Tänzer Stephan von seiner zerrütteten Familie erzählt oder Endfünfziger Walter aus Koblenz seinen Bierbauch durch den türkischen Basar schiebt, mitten in die Touristenabzocke einer Lederjackenhöhle. Er trinkt, feilscht und ist stolz wie Oskar über das Schnäppchen. Echt Doku eben.
„Das Clubschiff“ wirkt total authentisch: rauschender Ton, dumme Kommentare aus dem Off, unprofessionelle Bilder, Close-Ups auf ungeschminkte Gesichter, grobmotorische Dramaturgie. Dicht am Leben. Zu dicht für gute Unterhaltung, denn was „Das Clubschiff“ dokumentiert, ist zu belanglos, um spannend zu sein: kollektive Urlaubserlebnisse im Unterbewußtsein der Neckermann-Gemeinde. Dabei zuzugucken ist nicht unterhaltsam. Die abgebildeten Vorgänge spiegeln nur das ernüchternd dumme Mittelmaß der Wirklichkeit. Stefan Schmitt
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