Deutsche Soldaten im Zwielicht

Die Bundeswehr bietet das Forum: Hamburger Publizist will Wehrmachts-Ausstellung als „linke Kampagne“ diffamieren  ■ Von Andreas Speit

Die Vorbereitungen für die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, die im Juni erneut in Hamburg gezeigt wird, laufen – in jeglicher Hinsicht. Am Montag der kommenden Woche wird der Hamburger Publizist Rüdiger Proske einen Vortrag in den Räumen des Verteidigungsbezirkskommandos der Bundeswehr halten. Thema ist Proskes Streitschrift mit dem Titel „Wider den Mißbrauch der Geschichte deutscher Soldaten zu politischen Zwecken“. Eingeladen hat die „Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik (GfW)“. Seit Wochen wirbt sie in der rechtsextremen Wochenzeitung Junge Freiheit für ihre Veranstaltung. Willkommen sind nur ausgewählte Gäste.

Seit der Veröffentlichung seiner Streitschrift 1996 gilt Proske, langjähriges SPD-Mitglied, als Kronzeuge gegen die Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung. „Die Ausstellung ist sehr geschickt gemacht“, betonte er etwa in einem Zeitungsinterview. „Vielleicht war es ja ein Schüler von Goebbels, der auf die Idee gekommen ist: Damals haben die rechten Radikalen die Juden verfolgt; jetzt verfolgen die linken Radikalen die Wehrmacht.“ Der ehemalige Jagdflieger Proske meint, das Institut für Sozialforschung generalisiere „vorsätzlich“, um die Wehrmacht als eine „Verbrecherorganisation“ darzustellen. Die Ausstellung sei „unwissenschaftlich“ und eine „linksradikale Politikkampagne“.

Proskes Streitschrift landete zeitweilig auf Platz eins der Bestsellerliste der Jungen Freiheit. Auch die extrem rechte Deutsche National-Zeitung warb dafür. „Man kann es nicht vermeiden, daß man falsche Freunde bekommt“, verteidigt sich Proske – und verschweigt, daß er der Jungen Freiheit im Dezember 1997 bereitwillig ein Interview gab.

Die GfW ist personell eng mit der Bundeswehr verknüpft, in deren Räumen die Gesellschaft immer wieder tagt. Bereits im Februar wurde bekannt, daß die GfW jahrelang Referenten beschäftigte, die Verbindungen zur extremen Rechten haben. Darunter General a. D. Franz Uhle Wettler, der als Autor im rechtsextremen Arndt-Verlag eine Festschrift für den Holocaust-leugner David Irving unterstützt. Ebenso referierte Hans-Ulrich Kopp. Der ehemalige Redakteur der Jungen Freiheit ist im Bundesvorstand des Witikobundes, einer national-konservativen Strömung innerhalb der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Wie in der Vergangenheit sollte die GfW für ihre Arbeit auch in diesem Jahr rund 400.000 Mark von der Bundesregierung erhalten. 200.000 Mark wurden ausgezahlt. Die noch ausstehende Summe hat die Bundesregierung jetzt eingefroren. Regierungssprecher Uwe-Carsten Heye erklärte: „Es kann nicht angehen, daß mit Steuergeldern rechtsradikale Agitation finanziert oder ermöglicht wird.“