prêt-á-porter
: Paris wird überholt

■ New York als Zentrum der Mode? Dort wird verkauft, hier schiebt man bloß Aktien hin und her

Gestern begannen in Paris die Prêt-á-Porter-Schauen für die Wintermode 1999/2000, und die französische Presse klagt. Schuld ist Helmut Lang. In welcher Stadt hat seine Karriere begonnen? In Paris. Und jetzt das: Verrat! Vor einem Jahr war der österreichische Modedesigner nach New York abgewandert. Nun gut, mußte er selbst wissen. Aber dann hat er im letzten Herbst einfach seine Schau vorverlegt: „Ich wollte mal sehen, ob ich damit durchkomme“, erklärte er bescheiden. Donna Karan und Calvin Klein folgten – und plötzlich ist abgemacht, daß künftig die New Yorker den Reigen der Modeschauen anführen, statt wie bisher nach London, Mailand und Paris brav das Schlußlicht zu bilden.

Wer fährt jetzt noch nach Paris? Müde Journalisten und geplünderte Einkäufer. Fern Mallis vom amerikanischen Designerverband findet das allerdings ganz korrekt: „Hier ist das Geschäft. Darum ist die amerikanische Mode, was sie ist – weil es uns nicht darum geht, Kleider zu zeigen, die die Presse bewundert, von denen dann aber nur acht Stück verkauft werden“, erklärte er in der International Herald Tribune.

So eine Gemeinheit! Natürlich verkauft sich amerikanische und italienische Mode besser als französische. Aber Paris ist stolz darauf, daß seine Designer keine „businessman“ sind, sondern „createurs“. Wie peinlich schlecht sich französische Mode tatsächlich verkauft, ist allerdings schwer zu sagen. Modehäuser wie Sonia Rykiel, Thierry Mugler oder Jean-Paul Gaultier geben ihre Umsätze nicht bekannt, doch ist sicher, daß sie beispielsweise weit unter den zwei Milliarden Mark Jahresumsatz eines Armani liegen.

Was tun? Wenn man selbst kein gutes Geschäft macht, kann man ja immer noch eins kaufen, dachte sich Bernard Arnault, Präsident von LVMH, einem französischen Luxuskonzern, dem unter anderem auch Louis Vuitton, Givenchy und Dior gehören, und damit begann die Schlacht um Gucci. „Wir haben nicht vor, Gucci zu übernehmen“, erklärte Arnault wieder und wieder, während er gleichzeitig Gucci-Aktien kaufte, bis er mit 34,4 Prozent eine Sperrminorität in der AG hatte.

Als Arnault dann noch versuchte, einen Vertreter von LVMH im Aufsichtsrat von Gucci zu installieren, schlug Gucci-Geschäftsführer Domenico de Sole zurück: Kurzerhand gab er 20 Millionen neue Aktien heraus, die an Mitarbeiter von Gucci verteilt wurden. Damit sank LVMH's Anteil auf 25 Prozent – exakt der Anteil, den jetzt Angestellte und Management von Gucci haben.

Der Fall kam vor das Handelsgericht in Amsterdam, wo Gucci seinen Firmensitz hat. Der Richter entschied, die Stimmrechte beider Seiten bis zur nächsten Verhandlung im April erst einmal einzufrieren. Am 23. März ist Aktionärsversammlung bei Gucci. Arnault muß vorerst mit hängenden Armen zusehen.

Gucci nervös, Arnault düpiert – lacht hier einer? Prada. Vor einem Jahr hatte Prada Gucci-Aktien gekauft und dann teuer an LVMH weiterverkauft. „So ein Geschäft nimmt man doch gern mal mit“, schmunzelte Miuccia Pradas Ehemann. Man spricht von 200 Millionen Mark Gewinn.

„Mon dauphin c'est lui“ titelte der Figaro am Donnerstag über einem Foto von Yves Saint Laurent und Alber Elbaz, 37. Nach 33 Jahren hat Yves Saint Laurent seine Prêt-á-Porter-Kollektion in fremde Hände gegeben. Von jetzt an macht er nur noch Haute Couture. Der harmonische Eindruck auf dem Foto wird etwas getrübt durch Saint Laurents Kommentar zu seinem Nachfolger: „Ich kann nichts sagen: Ich habe nie etwas von ihm gesehen und will auch nichts sehen. Ich lasse ihn machen. Aber ich finde ihn höflich, intelligent, geschickt und fleißig. Ich mag ihn.“ Anja Seeliger

Die taz berichtet ab heute täglich über die prêt-á-porter-Schauen in Paris.