Prozeß gegen Libyer in Paris

■ Anklage wegen Anschlag auf Passagierflugzeug

Paris (dpa) – Gegen sechs libysche Geheimdienstagenten hat in Abwesenheit in Paris der Prozeß um den Anschlag auf eine DC-10 über der Wüste von Niger begonnen. Ein Sonderschwurgericht verhandelt seit gestern vor leerer Anklagebank über den Anschlag, bei dem 1989 alle 170 Menschen an Bord getötet wurden.

Für die Explosion während des Fluges der Gesellschaft UTA von Brazzaville (Kongo) nach Paris wird der Geheimdienst Libyens verantwortlich gemacht. Die Tat hatte zusammen mit dem Anschlag auf einen Jumbo der amerikanischen Fluggesellschaft PanAm über Lockerbie in Schottland 1988 zur Verhängung des UN- Embargos gegen Libyen geführt.

Unter den in Paris Angeklagten ist Abdallah Senussi, ein Schwager von Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi. Er wird von der französischen Spionageabwehr als „Nummer zwei“ des libyschen Geheimdienstes und Hauptverantwortlicher für den Anschlag angesehen.

1996, vier Jahre nach Verhängung des UN-Luftverkehrs- und Militärembargos, hatten sich die libyschen Behörden zu einer beschränkten Zusammenarbeit mit den französischen Ermittlern bereit erklärt. Dem Ermittlungsrichter Jean-Louis Bruguiere wurde in der libyschen Hauptstadt Tripolis ein Koffer mit Sprengstoff der gleichen Sorte übergeben, die bei dem Anschlag verwendet wurde. Nach Angaben der libyschen Behörden soll er 1990 bei Gegnern Gaddafis sichergestellt worden sein.