Kein Preiskampf im Ortsnetz

■ HEW-Telefontochter HanseNet korrigiert Wachstumspläne

HanseNet, die gerade mal einjährige Tochter der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW), weiß derzeit nicht, ob sie weinen oder lachen soll. Denn die Privatisierung des Deutschen Telefonmarktes hat sich in einem Tempo vollzogen, das kaum jemand für möglich gehalten hatte. „Wenn die Deutschen etwas machen, dann machen sie es besonders gründlich“, kommentierte gestern HanseNet-Chef Karl-Heinz Mäver.

Parrallel dazu durfte die Telekom ihren Preis für das Abwerben von Kunden im Ortsnetz derart hochschrauben, „daß man“, so Mäver, „nur eine Telefonrechnung neben die Ablösegebühren der Telekom halten muß, um zu erkennen, daß sich dort für private Wettbewerber kaum etwas verdienen läßt“.

HanseNet kann sich zwar über die dynamische Entwicklung auf dem Telekommunikationsmarkt freuen, andererseits wird der Wettbewerb immer härter. Schlimmer noch: Das eigentliche Ziel der HanseNet, durch das Massengeschäft mit Privathaushalten in Hamburg schon bald „zur Nummer zwei hinter der Telekom aufzusteigen“, ist in weite Ferne gerückt.

Zwar hat HanseNet am vergangenen Freitag zusammen mit fünf anderen Regionalanbietern Klage gegen die von der Regulierungsbehörde abgenickten Preisvorstellungen der Telekom für den Ortsnetzbereich eingelegt. Doch voraussichtlich bleibt es beim Preisdiktat der Telekom.

Die Folge: „Einen Preiskampf im Ortsnetzbereich wird es nicht geben.“ Die HanseNet kann Ortsnetz-Preise der Telekom bei Kleinkunden nicht unterbieten. Dies lohnt sich nur bei Anschlußleitungen, die HanseNet selbst gehören. Zwar investiert die HEW-Tochter, bei der alle städtischen Behörden Kunden sind, bereits in den Netzausbau – Leitungen werden jedoch nur für „Geschäftskunden“ und „ausgesprochene Vieltelefonierer“ gelegt.

Dennoch liegt HanseNet mit bislang multimillionenschweren Anlaufverlusten wirtschaftlich noch im Plan – ab 2001 soll allmählich die Gewinnzone erreicht werden. Klammheimlich träumt Mäver jedoch noch weiter vom Hamburger Massengeschäft: Sollte es gelingen, das Telefonieren durch die Stromleitungen – derzeit in mehreren Modellprojekten weltweit in der Erprobung – technisch auch für den Massenbetrieb in den Griff zu bekommen, dann „dreht sich der ganze Markt um“, schmunzelt Mäver. Dann sitzen HanseNet und die HEW am Drücker.

Florian Marten