Kommentar
: Kasse statt Masse

■ Warum HanseNet keine ernsthafte Konkurrenz für die Telekom sein kann

Anfang 1999, so hatte es die HEW-Tochter HanseNet noch vor einem Jahr versprochen, werde man „die Tarife der Telekom unterbieten“. Mit einem eigenen Glasfasernetz und allerbesten Behördenkontakten träumte die kleine Atomkonzerntochter davon, Hamburg zu erobern. HanseNet folgte damit der HEW-Expansionsidee, die ihre „lokalen Führungsvorteile“ auf alle möglichen städtischen Netze ausdehnen will: auf den Strom, das Telefon, Gas, Abfall und Ökostrom. In fernen Tagen soll ein kompletter Netzrundumservice für Hamburgs BürgerInnen entstehen.

Doch im Telefonnetz wird jetzt erstmal nichts daraus. Mit hohen Preisen für die „letzte Meile zum Kunden“ durfte die Telekom mit Rückendeckung durch die rot-grüne Bundesregierung den Wettbewerb im Ortsnetztarif verhindern. Mit sinkenden Telefontarifen im Stadtbereich können deshalb nur jene rechnen, bei denen sich das Verlegen einer eigenen Leitung zum HanseNet lohnt. Und das sind in erster Linie Firmen.

Notgedrungen setzt HanseNet jetzt auf Kasse statt Masse, wenngleich ihr Management das lieber als Klasse statt Masse geschrieben sieht: Mit speziellem Service, unter anderem einer kompletten Auslagerung der eigenen Telefonzentrale zu HanseNet, sollen Großkunden geködert werden. Das Ziel: die eigene Marktnische.

Noch freilich ist unklar, ob HanseNet auf Dauer alleine bestehen kann. Große Festnetzprovider, wie beispielsweise die dänische Talkline, haben bereits Übernahmeinteresse signalisiert. Florian Marten

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