„Und dazu stehe ich auch“

■ Der Saarbrücker CDU-Politiker Gerd Bauer verteidigt die Proteste seiner Partei gegen die Wehrmachtsausstellung. „Unsere Väter waren keine Mörder!“ schrieb er in einer Zeitungsanzeige

Bauer ist CDU-Fraktionsvorsitzender im Saarbrücker Stadtrat

taz: Sie haben am Sonntag in einer Anzeige der Wehrmachtsausstellung Diffamierung vorgeworfen. Hätten Sie die Anzeige heute gerne ungeschehen gemacht?

Gerd Bauer: Nein, absolut nicht. Das war ein nicht zu verstehendes und nicht zu tolerierendes Attentat. Aber ich gehe davon aus, daß die Anzeige nicht der Auslöser war. Gewalt ist keine Form der Auseinandersetzung. Aber wir Unterzeichner und unser CDU- Landesverband denken, die Ausstellung ist eine pauschale Verunglimpfung aller Wehrmachtsangehörigen. Und dazu stehe ich auch.

Gab es nicht einen Moment des Zweifels, als Sie heute von dem Anschlag erfahren haben?

Ich bin nicht so hartleibig, daß ich nicht drüber nachdenke, ob wir vielleicht einen Fehler gemacht haben. Aber wir haben in den Zeitungen hier eine Flut von Leserbriefen gegen die Einseitigkeit dieser Ausstellung gehabt. Da finde ich es ausgesprochen bedauerlich, daß der Oberbürgermeister hier mich und meinen Kollegen, der mit unterzeichnet hat, in die Nähe von Neonazis gerückt hat. Das ist eigentlich das Tragische, darüber sollte man mal nachdenken.

Die Leserbriefe waren zum Teil offenbar ziemlich radikal. Mußten Sie nicht damit rechnen, durch Ihre Anzeige die Extremisten noch zu ermuntern?

Das Argument gilt doch für rechts wie links. Auch die Kommunistische Plattform der PDS trägt zum Beispiel radikale Töne an die Öffentlichkeit. Wenn dann jedes Mal die demokratischen Kräfte zu diesen Themen nichts mehr sagen können, dann verhängen wir über uns selbst ein Denk- und Redeverbot, das ich in einer Demokratie nicht akzeptieren kann. Um es noch mal zu sagen: Ich verurteile in aller Schärfe diesen Gewaltakt, wir haben mit unserer Anzeige ja gerade eine Auseinandersetzung der Worte gesucht.

Herr Reemtsma, dessen Institut die Ausstellung konzipiert hat, scheint da einen Zusammenhang zu sehen. Er warnte heute, wo Politiker klare Abgrenzungen nach Rechts vermissen ließen, hätten sich Extremisten zu Ausschreitungen ermuntert geführt.

Das ist ja das, was mir so Sorge bereitet. Wir haben mittlerweile eine merkwürdige Schlachtordnung in Deutschland: Alle die, die etwas sagen, was dem linken politischen Spektrum nicht schmeckt, sind dann schuld daran, wenn die Rechtsextremen tätig werden.

Müßten sich nicht angesichts der gewalttätigen Attacke alle demokratischen Kräfte vor die Ausstellungsmacher stellen?

Ich teile überhaupt nicht den Tenor dieser Ausstellung, ich finde sie einseitig. Aber natürlich haben Herr Heer und Herr Reemtsma das Recht auf freie Meinungsäußerung und also auch darauf, die Ausstellung zu zeigen. Es geht nicht darum, daß ich finde, man sollte diese Ausstellung unterdrücken oder beenden. Interview: Patrik Schwarz