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Hurrikan aus Peyote-Blues

■ Der Texaner Calvin Russell ist ein singender Beatnik

Naturerlebnis, Schamanismus und einsamer Wanderstolz sind eine Form von Liebe, die man in Deutschland scheinbar nicht in Musik gießen kann, ohne verlacht oder gehaßt zu werden. Deswegen ergötzt sich die nach mythischen Erfahrungen lechzende Germanenseele auch so weidlich an nordamerikanischen Hillbillys, die voller Selbstbewußtsein von tiefen Tälern, Wüsten-Dämonen in Mondnächten und Ratten oder Kakerlaken in Küchen erzählen, während draußen der Hurrikan tobt. Calvin Russell aus Austin/Texas erfüllt somit alle Voraussetzungen, um einer verdrängten deutschen Romantik den Weg zur Wiederherstellung zu weisen.

Denn das narbige Frotteegesicht unter dem ewigen Hut singt in Tonfarben zwischen Leonard Cohen und Ry Cooder von seinen wahren Abenteuern mit der Natur, den Frauen, dem Peyote und der indianischen Mythenwelt der Commanches und Hopi. Harley, Hunger, Knast und Ekstase durchziehen seine Erzählungen, die im erdigsten Blues zu kleinen Miniepen verdichtet sind.

Abschweifen zu den trockenen Seelenwiesen der Sehnsucht, die um ihre wahrscheinliche Nichterfüllung weiß und sich deswegen im Blues sättigt – das ist die Einladung Calvin Russells auf seinen diversen Platten (zuletzt auf Dream Of The Dog mit dem Hit „Valley Far Below“). Romantiker kommt! tlb Mi., 20.9., 21 Uhr, Markthalle

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