Erste Stornierungen nach Bombenanschlägen

■ Nach erneuten Anschlägen in der Türkei beklagen Reisebüros die ersten Reiserücktritte. Einige Veranstalter bieten kostenlose Umbuchungen an. Andere erwägen kostenloses Stornieren

Trotz des erneuten Anschlags in Istanbul am Sonntag abend sind die Reisebüros in Berlin nicht bereit, Reisen in die Türkei kostenlos zu stornieren. „Wir können auf die Gefahr aufmerksam machen, aber von einer generellen Gefährdung der Touristen kann man nicht ausgehen“, sagte gestern Mandy Kircheis vom Atlas-Reisebüro in der Potsdamer Straße.

Nach erneuten Bombenanschlägen in Istanbul, bei denen mindestens 15 Menschen verletzt wurden, und nach Drohungen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), Anschläge auf Touristen zu verüben, herrscht Verunsicherung unter Türkei-Reisenden. Manuela Lang vom Reisebüro Junker in Neukölln klagte gestern gegenüber der taz über zunehmende Reiserücktritte. „In den letzten zwei Wochen hatten wir schon ungefähr zehn Stornierungen oder Umbuchungen für Reisen, die in den nächsten Wochen in die Türkei hätten gehen sollen“, so die Reiseverkehrskauffrau.

Bis auf wenige Veranstalter wie Neckermann und ITS, die kostenlose Umbuchungen anbieten, müssen die Kunden die Kosten für Stornierungen selbst tragen. Nach Angaben des Pressesprechers von Öger Tours, Ingo Thiel, wird das auf Türkeireisen spezialisierte Unternehmen heute vormittag eine Entscheidung über kostenlose Stornierungsmöglichkeiten treffen. Nach Angaben von Thiel hatte es bis Mitte Februar „hervorragende Vorausbuchungen“ für die Türkei gegeben. „Doch nach der Verhaftung von Öcalan gab es die ersten Stornierungen.“ Die Storno-Quote sei „nicht so beunruhigend“, so Thiel weiter. Es gehe vielmehr um Kunden, die zum erstenmal in die Türkei reisen. „Da sind die Buchungen viel verhaltener“, so der Pressesprecher.

Das Auswärtige Amt, nach dem sich die großen Reiseveranstalter richten, weist zwar auf Gefahren durch Anschläge hin, kann sich aber bisher nicht zu einer generellen Warnung vor Reisen in die Türkei durchringen. „Es liegen ... derzeit ... keine Erkenntnisse vor, die auf konkrete Gefährdungen hinweisen“, heißt es dort. „Solange das Auswärtige Amt der Bundesrepublik noch kein Alarmzeichen gibt, wird es, bei allem Verständnis für die Kunden, keine Kulanzstornierungen geben“, sagte gestern eine Mitarbeiterin des auf türkische Reisen spezialisierten Reisebüros Eftalya in Kreuzberg. Nach Aussage einer Mitarbeiterin von Türkish Airways in Berlin haben zwar „einige deutsche und türkische Bürger“ wegen der Anschläge in der Türkei angerufen, doch Stornierungen habe es bisher nicht gegeben.

Der türkische Tourismusminister Ahmet Tan hatte noch letzte Woche auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) erklärt, daß die Türkei „eines der sichersten Reiseländer überhaupt“ sei. Einige Reisebüros schließen sich gerne dieser Sichtweise an, um keine Stornoflut auszulösen. „Man sollte sich nicht von der PKK und ihrer Machenschaften unter Druck setzen lassen“, sagte eine Mitarbeiterin des First-Reisebüros in Tempelhof. Sabine Kalinowski

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