Das Portrait: In des Papas großen Fußstapfen
■ Dalia Rabin-Philosoph
Daß Kinder beruflich den Weg ihrer Eltern einschlagen ist keine Seltenheit. Doch die Häufigkeit mit der sich in Israels Parlament die Familiennamen wiederholen, ist bemerkenswert. Ein erfolgreicher Vater kann zweifellos den Weg ins gleiche Geschäft ebnen – so auch möglicherweise für Dalia Rabin-Philosoph, die auf Platz sechs der Zentrumspartei den Sprung in die Politik versucht.
Ihr Entschluß, die ersten Schritte im neuen Beruf nicht in der Partei ihres Vaters zu tun, sondern in der neugegründeten Zentrumspartei, ist nicht unbedingt im politischen Andersdenken begründet. Dalia Rabin-Philosoph hat als Rechtsberaterin der Einheitsgewerkschaft Histadrut deutlich linke Positionen vertreten. Schon melden sich Stimmen aus dem eigenen Lager, die meinen, der Ruf Dalia Rabin-Philosophs als Linker könne potentielle Wähler abschrecken. „Ich verstehe diese Kritik nicht“, konterte Rabin-Philosoph. „Insgesamt ist die Liste ausbalanciert – es sind Leute aus dem rechten Lager, vom Likud und von der Linken. Wenn man eine Zentrumspartei formiert, dann verknüpft man links mit rechts und macht sie zur Mitte.“
Die Entscheidung für die Kandidatur in der Zentrumspartei ist schlicht in den besseren Erfolgsaussichten begründet. Oppositionsführer Ehud Barak, ein enger Freund der Familie Rabin, hatte zwar versucht, Dalia Rabin-Philosoph für sich zu gewinnen. Einen realen Listenplatz konnte er ihr jedoch nicht versprechen. „Ich hätte sie lieber in der Arbeitspartei gesehen“, kommentierte Lea Rabin, Witwe des ermordeten Premierministers, die Kandidatur, bei der ihr „nicht wohl ist“. Die Spannungen zwischen Mutter und Tochter haben zusätzlich frischen Wind bekommen, als sich herausstellte, daß einer der engsten Wahlberater vom Listenchef Jizhak Mordechai in früheren Zeiten bei Demonstrationen gegen die Rabin-Regierung aktiv war. Lea Rabin machte die damalige Oppposition gegen ihren Ehemann mit dafür verantwortlich, per Hetzkampagnen eine Atmosphäre geschaffen zu haben, die den Mord an Jizhak Rabin erst möglich gemacht habe.
Zur Gründung der Zentrumspartei erinnerte Rabin- Philosoph an den Tod ihres Vaters, mit dem „ein Weg verlorengegangen sei“. Mit der Zentrumspartei solle „ein neuer Weg eingeleitet werden“. Susanne Knaul
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