Beratung am Fenster

■ Lesben-Rat will Frauen-Anlaufstelle an der Hamburger Universität neu einrichten

Das Erdgeschoß ist ein schlechtes Stockwerk. Die Eingangstür schnappt nur wenige Meter entfernt zu; die Fenster reichen fast bis zum Boden. Das macht die Räume des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA) an der Hamburger Universität hell, hat aber den Nachteil, daß von draußen jeder reinspähen kann. Nein, sagt Theresa Jakob, für die Beratung von Studentinnen, die sich bedroht fühlen, sei dieser Ort wahrlich ungeeignet. „Wir wollen ja nicht, daß die Frauen sich Gedanken machen, ob jemand von draußen gesehen hat, daß sie in die Anlaufstelle gehen.“

Trotzdem soll es sie bald wieder geben, diese Anlaufstelle, findet die Mitarbeiterin des Frauen-Lesben-Rates. Vor zwei Jahren ist das Projekt eingeschlafen; seitdem gibt es keine studentische Hilfseinrichtung mehr für Studierende oder Uni-Mitarbeiterinnen, die sich diskriminiert fühlen oder Opfer von sexueller Gewalt geworden sind. Zwar hat der Akademische Senat vergangene Woche einen fünfköpfigen Vertrauensrat ernannt (taz berichtete). In ihm sitzen Professorinnen, eine Studierende und eine Mitarbeiterin der Verwaltung. Doch „wir brauchen ein niedrigschwelligeres Angebot“, findet Jakob.

Im AStA, glaubt sie, „gibt es Leute, die dafür arbeiten würden“. Doch erst müßten Räume her. Am liebsten hätte der Frauen-Lesben-Rat ein Zimmer im Foyer des Philturms. Das wäre zwar auch ebenerdig, aber nicht so leicht einzusehen wie die AStA-Räume. „Die Anonymität des Zugangs wäre gewahrt.“ Dummerweise könnte die Einrichtung mit dem geplanten Mensa-Neubau im Phliturm kollidieren. Wann über die Belegung der Räume entschieden wird, ist unklar. Am Freitag trifft sich der Bauausschuß der Hochschule.

Wenn die neue Anlaufstelle zustande kommt, so Jakob, soll sich auch das Angebot ändern. Früher war nur persönliche Beratung möglich; jetzt sollen Frauen auch einfach anrufen können. Das kostet die Betroffenen weniger Überwindung und ist für die Mitarbeiterinnen nicht so aufwendig. juw