„Die Staatsanwaltschaft prüft bereits“

■ Bärbel Höhn, Umweltministerin in Nordrhein-Westfalen, kritisiert die Informationspolitik der Firma B.U.S. und warnt vor Kontakt mit dem Staub

taz: Sie wurden sehr spät informiert, warum?

Bärbel Höhn: Das staatliche Umweltamt ist erst am Montag um drei Uhr in der Frühe von Anwohnern informiert worden. Um drei Uhr dreiunddreißig entnahm das Umweltamt bereits Proben. Die darauffolgende Analyse dauerte zwei Tage, was für Dioxinproben relativ schnell ist. Ich selbst bin im Ministerium erst am Mittwoch vormittag informiert worden.

Hätte Sie die B.U.S. nicht früher warnen müssen?

Zunächst hätte das staatliche Umweltamt natürlich von der Firma informiert werden müssen, und nicht von den Nachbarn. Der größere Skandal ist allerdings, daß die B.U.S. uns erst heute vormittag mitteilte, daß sie bereits Montag nacht wußte, daß mit einer Dioxinbelastung von bis zu 4.500 Nanogramm je Kilo Staub zu rechnen ist. Das hätte die Firma uns natürlich umgehend mitteilen müssen. Wir hätten dann die Bevölkerung zwei Tage früher warnen und entsprechende Gegenmaßnahmen treffen können. So wußten wir nicht, wie der Staub belastet ist, und mußten erst die Untersuchungsergebnisse abwarten.

Gehen Sie gegen die B.U.S. vor?

Wir als Ministerium unternehmen nichts; dazu haben wir auch gar keine Handhabe. Aber die Staatsanwaltschaft Duisburg prüft bereits, ob sie Ermittlungen gegen die Firma aufnehmen wird.

Besteht eine akute Gefahr?

Für eine akute Gefährdung müßten die Dioxin-Konzentrationen im ausgetretenen Staub höher sein. Dies sind sie Gott sei Dank nicht. Aber Dioxin ist ein langfristig wirkendes Gift, daß sich im Körper ablagert und zunächst das Immunsystem schwächt. Schließlich kann Dioxin Krebs auslösen.

Was raten Sie der Bevölkerung?

Es ist gefährlich mit dem Staub in Kontakt zu kommen. Besonders gefährlich ist es, wenn man den Staub einatmet oder über Verschmutzungen der Nahrung zu sich nimmt. Ich rate daher der Bevölkerung, die Kinder nicht draußen spielen zu lassen, und nicht mit verschmutzten Schuhen in die Wohnungen zu gehen. Interview: David Schraven