■ Nebensachen aus Rom
: Kein Anschluß unter dieser Nummer

Für einen Auslandskorrespondenten, befand die taz-Redaktion, gehört sich ein Handy. Zumal die Verbindung mit dem stationären Apparat häufig ein Glücksspiel ist: Stundenlang tippt sich Auslandssekretärin Katharina die Finger wund, weil eine blecherne Stimme partout behauptet, dieser Anschluß sei gar keiner, oder weil die Verbindung durch heftiges Knistern gestört ist. E-Mails verstauben mitunter im Fach, weil die Verbindung zum Knoten in Mailand nicht klappt, und selbst Faxen bietet keinen Ersatz: Wenn dunkle Wolken aufziehen, muß man die Geräte ausstöpseln, bereits drei wurden durch nahe Blitze außer Gefecht gesetzt.

So wurde also die Anschaffung des Handys beschlossen. Omnitel verspricht günstige Tarife. Das Gerät war zehn Minuten nach Erwerb betriebsbereit.

Bis wir es dann im Haus ausprobierten. Nur wenn man den Apparat am ausgestreckten Arm weit aus dem obersten Fenster hielt, kam das Bereitschaftssignal. Der Verkäufer hatte eine Lösung: Einfach ein leistungsstärkeres Gerät kaufen. Na gut.

Tatsächlich zeigte das Display nun Bereitschaft. Doch nach knapp einer halben Minute machte das Gerät jeweils Schluß. „Aha“, sagte der Verkäufer, „das ist wohl kaputt. Der Unterton ließ spüren, daß daran wohl nur ich schuld sein könnte.

Die Reparatur dauerte 14Tage. Tatsächlich hatte das Gerät nun mehr Geduld. Lediglich daß sich die übermittelten Sätze wie aus dem Zerhacker im Polizeifunk anhörten. Vielleicht lag es ja an der Firma. Kehren wir also zur altbewährten Telecom Italia zurück. Natürlich, freute sich der Verkäufer im anderen Laden. Doch anscheinend hatten sich die Geräte untereinander verschworen. Jedenfalls kam mit dem neuen Apparat kein einziges Gespräch zustande. Der Verkäufer lächelte, rückte anstandslos ein neues Gerät heraus. Das stellte zwar hervorragende Verbindungen her, wenn ich eine Nummer eintippte. Doch wenn man das Handy seinerseits anwählte, sagte eine barsche Stimme: „Sie haben kein Recht zu diesem Befehl.“ Wiederholte man, entschloß es sich zur Variante: „Das von Ihnen angewählte Gerät ist derzeit ausgeschaltet.“

„Da muß einer einen falschen Befehl eingegeben haben“, sagte der Techniker, und ich bekam langsam Schuldgefühle. Der Mann probierte zwei Stunden sämtliche Menüs durch, resignierte dann und gab mir wieder ein neues Gerät. Zudem studierte er auf dem Stadtplan, wo ich wohnte. „Aber natürlich“, sagte er mit einem Ton, der merken ließ, daß ich das doch selbst hätte wissen müssen. „Sie wohnen einfach zu weit draußen.“ Mein schlechtes Gewissen wuchs. „Aber das macht nichts“, beruhigte mich der Mann: „In zwei Wochen wird alles gut. Die bauen gerade vier Kilometer von hier einen neuen Transmitter. Da werden Sie sehen, wie gut das geht.“

Er hatte recht. Nun kann ich anrufen, zumindest wenn ich im hinteren, dem Transmitter zugewandten Teil des Hauses bin, und ich kriege Anrufe, ohne daß jemand behauptet, ich sei gerade auf dem Klo.

Nur: Seit zwei Tagen läßt sich der Stecker des Ladegeräts nicht mehr aus dem Gerät ziehen. Ob es irgendwie doch an mir liegt, daß die Apparate bei mir einfach nicht wollen: Eine Handy-Allergie vielleicht? Oder eine mit der Elektronik inkompatible Transpiration? Der fernmündlich konsultierte Fachmann beruhigte mich: „Das mit dem Kabel, das macht doch nichts. Sie können trotzdem telefonieren.“ Er hatte recht. Nur: Seither tippen mir, kaum beginne ich zu telefonieren, liebevolle Mitbürger sofort auf die Schulter: „Sie haben vergessen, ihr Handy abzustöpseln.“ Werner Raith